VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

Ordnung von Raum und Zeit
bedeutendste Objekt sozialen Austausches sind sie geradewegs eine Art Währung.
Anläßlich aller dramatisch verdichteten, rituell begangenen Eckpunkte der
menschlichen Existenz, also etwa Geburt, Heirat, Tod, Initiation, Sühne, Friedensschlüsse
etc. werden Schweine als Opfertiere benötigt. Der Wert der Tiere
könnte in früheren Zeiten sogar noch höher gewesen sein als er heute ist, denn
Lane (1956) zählte in den 50er Jahren mehr Menschen als Schweine in Bunlap,
das zahlenmäßige Verhältnis
betrug damals
1:0,66. Jolly verzeichnete
in den 70er Jahren einen
Anstieg der absoluten
und auch relativen
Schweinepopulation, die
sich mit einem Verhältnis
zwischen Mensch und
Tier von 1:1,4 mehr als
verdoppelt hat. 93 In der
Regel werden die Tiere
von der Kernfamilie gezüchtet
und aufgezogen,
wobei es deutliche Unterschiede
in der Herdengröße
der Haushalte gibt.
Jolly zählte in den 70er
Abb. 22: Schweine sind, neben Geld, der wichtigste
Besitz eines Mannes. Chief Warisul besitzt mehrere
Tusker, deren Zähne beinahe schon rundgewachsen
sind. (Bunlap-Bena, April 2002)
- 140 -
Jahren Herdengrößen
zwischen drei und vierundzwanzig
Tieren. Allerdings
muß man auch
hier berücksichtigen, daß
diese Zahlen sich aufgrund
der Fluktuation der
Schweine im Rahmen der
Titelrituale sehr schnell
ändern können. Mit Ausnahme
der kleineren Ferkel,
die man nicht selten
in den Kochhütten hält
und die mitunter sogar
93 Vgl. Jolly 1994a:70. Andererseits läßt sich der Unterschied zwischen beiden Werten vielleicht
wie folgt erklären: Wenn es in einem Jahr eine besonders hohe Zahl an warsangul Titelritualen
gibt, kann es leicht sein, daß die Schweinepopulation innerhalb weniger Woche
halbiert wird. Da sich an Lebens- und Wirtschaftsform seit den fünfziger Jahren im Großen
und Ganzen kaum etwas geändert hat, halte ich es für berechtigt, eine zwischen diesen beiden
Werten oszillierende Zahl als Durchschnitt anzunehmen.