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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Ordnung von Raum und Zeit<br />

Gol<br />

Taltabwean<br />

Zwischen Ul<br />

li<br />

gomdaman<br />

und Ul li tauri<br />

(zwischen<br />

März<br />

und Juli)<br />

Ul li lus<br />

(Mai / Juni)<br />

Das gol folgt auf das Fruchtbarkeitsritual juban. Traditionell<br />

lagen nur wenige Tage oder Wochen zwischen den beiden Festen.<br />

Muller will noch in den 70er Jahren beobachtet haben,<br />

daß eine Frist von genau fünf Tagen zwischen dem Ernten der<br />

ersten Yams und dem gol eingehalten wurde (Muller<br />

1971:220). Heute werden, allerdings ausschließlich aufgrund<br />

der touristischen Nachfrage, teils noch im Juni, ja sogar bis in<br />

den frühen Juli hinein Turmspringen veranstaltet. Eine genaue<br />

Beschreibung der verschiedenen Aspekte des gol findet sich in<br />

Kap. 13<br />

Das Beschneidungsfest taltabwean ist eines der zentralen Rituale<br />

der Sa Kultur. Da das Veranstalten eines taltabwean eine<br />

mühevolle, zeit- und kostspielige Angelegenheit ist, findet das<br />

Ritual in der Regel nur alle zwei Jahre statt, so daß die etwa<br />

zwanzig oder dreißig Jungen zweier Jahrgänge gleichzeitig<br />

beschnitten werden. Die eigentliche Beschneidung, bei der den<br />

etwa sechsjährigen Knaben die Vorhaut des Penis mit einem<br />

scharfen Messer aus Bambus abgetrennt wird, vollzieht sich in<br />

einer formlosen Zeremonie vor den Männerhäusern, jedoch<br />

außerhalb des Blickfeldes der Frauen. Diese warten am Rand<br />

des Tanzplatzes und brechen in lautes Weinen aus, wenn sie<br />

die Schreie ihrer Kinder vernehmen. Nach der Beschneidung<br />

wickelt man den Penis der Knaben in die Blätter wilder Taro.<br />

Anschließend werden die Neophyten, die man nun wahbo<br />

nennt, auf dem Rücken der letztjährigen Initianden auf den<br />

Tanzplatz getragen. Inzwischen haben die Väter der Initianden<br />

vier grüne Kokosnüsse auf den Platz gebracht, die die wahbo<br />

nun viermal umrunden und mit den Füßen berühren müssen.<br />

Dies ist eine Aufforderung an die Väter, nach dem Ausheilen<br />

der Wunden ein taltabwean Ritual auszurichten. Nun kommen<br />

die Mütter der Initianden nach vorne und überreichen ihren<br />

Männern aus Kokoswedeln geflochtene Schlafmatten, wie man<br />

sie braucht, um Säuglinge zu betten. Außerdem bringen sie<br />

Wasser und Nahrung. Die Väter packen alles zusammen und<br />

gehen mit ihren Söhnen, nach ihrer buluim getrennt, in die<br />

jeweiligen Männerhäuser. So lange die Wunden heilen, dürfen<br />

die Neophyten das schützende Männerhaus nur bei Nacht verlassen,<br />

wenn ihre Mütter schlafen. Die heranwachsende, männliche<br />

Kraft darf keinesfalls durch weiblichen Einfluß gefährdet<br />

werden. Jolly meint, die Initianden dürften während der Zeit<br />

der Seklusion ausschließlich Yams, oder ausnahmsweise Brotfrucht,<br />

aber keinesfalls Taro essen (Jolly 1994a:155) Ich kann<br />

diese Version nicht bestätigen. Vielmehr wurde mir bedeutet,<br />

daß alles, was nahrhaft sei, auch gegessen werden dürfe, heutzutage<br />

auch Reis oder Dosennahrung. Im übrigen, so meinten<br />

meine Informanten, gebe es in den Dörfern des Hochlandes,<br />

etwa Lonbwe oder Lonlibilie, ohnehin keine, oder nur wenig<br />

Yams, also müßte man dort sowieso Taro, Brotfrucht und Reis<br />

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