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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Ordnung von Raum und Zeit<br />

Schatten. Abhängig von der Steilheit des Geländes werden nun alle drei bis zehn<br />

Meter Terrassen angelegt, die man mit Hilfe von quer eingezogenen Ästen oder<br />

kleinen Baumstämmen, die durch senkrecht ins Erdreich geschlagene Pflöcke<br />

gehalten werden, stabilisiert. Anschließend kann man den so vorbereiteten Boden<br />

bepflanzen. Dazu wird der feuchte, lockere Boden mit drei oder vier kräftigen<br />

Stößen des Pflanzstocks aufgegraben, so daß ein Loch von ca. vierzig Zentimetern<br />

Tiefe entsteht. Nun werden die Blätter einer kürzlich geernteten Taroknolle<br />

samt Blattstiel hineingesteckt und das Loch anschließend wieder mit<br />

Erde gefüllt, wobei der obere Teil des Stils und die Blätter unbedeckt bleiben.<br />

Das Blatt bildet nun neue Wurzeln aus, die sich zu einer neuen Taroknolle entwickeln.<br />

Alle paar Wochen wird Unkraut gejätet und zwischen die in Reih und<br />

Glied gepflanzten Taro ausgebracht. So will man einerseits verhindern, daß<br />

Nahrungskonkurrenten das Wachstum der Knollen behindern, und andererseits<br />

den Boden düngen. Je nach Sorte muß die Taro zwischen mindestens vier Monaten<br />

und maximal drei Jahren wachsen, bevor sie reif für die Ernte ist. Dazu<br />

wird der Boden um die Pflanze mit der Machete gelockert und diese dann im<br />

ganzen, also mit Blättern und Stengel, aus der Erde gezogen. Taro ist, einmal<br />

geerntet, nur wenige Tage haltbar und muß daher schnell verzehrt werden.<br />

Die verschiedenen Yamsarten (Dioscorea) sind eine Gattung von Nutzpflanzen<br />

aus der Familie der Yamswurzelgewächse (Dioscoreaceae). Sowohl Muller als<br />

auch Jolly beschreiben, daß der Yams, die Sa nennen ihn dam, eher die der See<br />

zugewandten, trockenen Flächen mit braunem, hartem Boden zum Gedeihen<br />

benötigt (Muller 1975:214; Jolly 1994a: 66), eine Beobachtung, die sich mit<br />

meinen eigenen Daten deckt. Die Prozedur der Bodenvorbereitung unterscheidet<br />

sich nicht wesentlich von derjenigen für den Taroanbau. Allerdings geht man<br />

beim Roden insgesamt sorgsamer vor und entfernt gründlich alle anderen Pflanzen,<br />

einschließlich der Bäume und Sträucher. Diese werden abgebrannt und, so<br />

irgend möglich, vollständig ausgegraben. Daß der trockene Boden in Küstennähe<br />

härter und die Kultivierung der Yams an die Jahreszeit gebunden ist, erklärt<br />

in den Augen meiner Informanten die Notwendigkeit von organisierter Gemeinschaftsarbeit.<br />

Außerdem drängen sich hier, anders als in den Tarogärten, in denen<br />

zu jeder Jahreszeit gearbeitet werden kann, die wichtigen anfallenden Tätigkeiten<br />

auf wenige Wochen, ja Tage, zusammen. Im Unterschied zur Anlage und<br />

Pflege der Tarogärten ist der Yamsanbau also eine kommunale Angelegenheit,<br />

bei der mehrere Familien innerhalb ihrer einzelnen buluim zusammenarbeiten. 88<br />

Auch in den Yamsgärten wird, nach der sorgfältigen Vorbereitung des Bodens,<br />

mit dem Grabstock ein Pflanzloch von zwischen 30 Zentimetern und über einem<br />

Meter Tiefe ausgehoben, allerdings benötigt man dafür in den härteren, braunen<br />

und eher trockenen Böden ein Vielfaches an Kraft und Ausdauer als in den wei-<br />

88 Verheiratete Frauen arbeiten beim Yamsanbau in der buluim ihre Mannes mit, nicht in derjenigen<br />

ihres Vaters. was die Identifikation der Frauen mit der Familie bzw. buluim zeigt, in<br />

die sie eingeheiratet haben.<br />

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