VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

Die zweite Geschichte des gol: Revitalisierung durch Tourismus
lap hergestellt werden soll oder nicht. Telkons Aufgabe besteht dann darin, mit
den Teams zu verhandeln und eine möglichst hohe Drehgebühr herauszuverhandeln.
Bis ins Jahr 2006 vermittelte er TV-Teams aus aller Welt nach Bunlap,
darunter italienische, schwedische, australische, neuseeländische, deutsche,
amerikanische, und japanische Crews. Die Gebühren, die Telkon für das Filmen
im Dorf selbst bzw. das Filmen des gol verlangt, sind mit bis zu einer Million
Vatu wesentlich höher als in den skul Dörfern.
14.6 Chief Willi Orian Bebe: gol an der Westküste 1978 - 2004
Nach dem Rückzug von Telkon in Panlimsi im Jahr 1978 tritt Chief Willi Orian
Bebe aus Salap erstmals als Organisator des gol auf. Bis in die 90er Jahr hinein
richtet er an verschiedenen Orten Turmspringen in Panlimsi, Londot und Salap
aus, wobei er zwischen 1980 und 1993 teils mit Telkon, teils mit Luc Fago zusammenarbeitet,
teils alleine tätig wird. Willi Orian Bebe greift stets auf Männer
und Frauen aus den kastom Dörfern zurück, die ihm beim Bau des Turmes sowie
bei der Durchführung der Veranstaltung helfen. Ab dem Jahr 1994 bemüht er
sich zunehmend ernsthafter um das gol und veranstaltet mehrere weitere Turmsprünge
in Salap. In diesem Jahr erbaut und betreibt er hier, mit tatkräftiger Hilfe
seiner Familie, einen einzelnen kleinen Bungalow mit vier Betten, den er
„Queens Memorial Resort“ nennt. Auch beginnt er nun, seine Familie in die
Veranstaltung des gol zu involvieren und versucht, sich so längerfristig von den
Männern aus Bunlap unabhängig zu machen. Willis zweitgeborener Sohn Allen
etwa beginnt Mitte der 90er Jahre selbst zu springen und ist heute einer der besseren
Springer und Baumeister in Pentecost. Im Jahr 1995 veranstaltet Willi Orian
Bebe erstmals zwei gol in Salap innerhalb eines einzigen Jahres. 1996 tritt er,
zusammen mit dem Geschäftsmann Harry Wabak aus Pangi, als Veranstalter
von zwei gol in Panlimsi in Erscheinung. Im Jahr 1997 erbaut er direkt am
Strand von Baie Homo eine Bungalowanlage, die er „Nagol Bangolo“ nennt.
Zunächst entstehen drei kleine Bungalows mit je zwei Betten sowie eine kleine
Küche. Schon 1999 erbaut er zusätzlich einen kleinen, in vier Doppelzimmer
und fünf einzelne Betten unterteilten Schlafsaal und fügt so weitere dreizehn
Betten zu seiner Anlage hinzu. 2003 erweitert er die Anlage um weitere drei
große Bungalows, die je etwa drei Personen beherbergen, so daß nun insgesamt
knapp 30 Personen gleichzeitig in seinem „Resort“ übernachten können. Mit den
Bungalows hat er den Geschmack der fast ausschließlich weißen Touristen aus
Europa, den USA, Australien oder Neuseeland gut getroffen. Die Häuschen sind
aus lokalen Materialien hergestellt, einfach aber nett und sauber. Die Preise für
eine Übernachtung mit Verpflegung sind im Jahre 2002 mit zwischen 2000 und
3000 Vatu nicht billig, allerdings sind die Tarife bei längeren Aufenthalten verhandelbar.
Willis Anlage ist bis heute die einzige dauernd bewirtschaftete Übernachtungsmöglichkeit
für Besucher im Sa Gebiet. Der Ort ist gut gewählt, er
liegt direkt an einem hübschen, langen Kieselstrand außerhalb der Rufweite des
Dorfes Pangi. Nur wenige Meter von den Bungalows entfernt fließt ein Bach mit
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