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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Ordnung von Raum und Zeit<br />

Bei der genaueren Betrachtung des Planes fällt die relative Geschlossenheit einzelner<br />

Familienverbände auf. Mehrere Kernfamilien einer buluim siedeln häufig<br />

in unmittelbarer Nähe zueinander, es gibt mehrere buluim „Cluster“ von mindestens<br />

zwei und maximal elf Höfen. 86 Wo wohnen die wichtigsten Männer von<br />

Bunlap? Das Haus von Chief Warisul aus der ta lon bwela mwil befindet sich in<br />

unmittelbarer Nähe zum sara (Hof 49). Auch die Wohnhäuser von wichtigen<br />

erblichen Priesterämtern sind fast alle in unmittelbarer Nähe der Männerhäuser<br />

angesiedelt, im Einzelnen sind das: der Yamspriester oder loas na dam, Tho<br />

Melsul aus der ta tobol (Hof 45), der Priester der Brotfrucht oder loas na beta,<br />

Moses Watas aus der ta ran bwelamworp (Hof 48), der gleichzeitig auch das<br />

Amt des Priesters der Koksnuß oder loas na ul bekleidet. Außerdem der Priester<br />

der Taro, der loas na bwet, Chief Bong Mol smok aus der ta lon sie (Hof 39). Es<br />

gibt mehrere loas na bwet in Bunlap, denn Taro wird an ganz verschiedenen Orten<br />

angepflanzt, die aufgrund des mehrere Jahre dauernden Anbauzyklus häufig<br />

brach liegen. Je nachdem, in welcher Gegend gerade neue Gärten angelegt werden,<br />

ist ein bestimmter Priester für diese zuständig. Dies waren im Jahr 2004<br />

neben Chief Bong Molsmok noch Meleun Bena aus der ta remlili (Hof 24), sein<br />

Bruder Chief Telkon Watas, ebenfalls aus der ta remlili (Hof 30). Es fällt auf,<br />

daß alle buluim von Bunlap, mit Ausnahme der ta lon bwela mwil, einen loas<br />

stellen. Lediglich die ta remlili stellt zwei. Um es nochmals deutlich zu sagen:<br />

Die Häuser der erblichen Priesterämter befinden sich nahe beim Tanzplatz (45;<br />

48; 39;). Lediglich die Höfe der loas aus der ta remlili sind weiter davon entfernt<br />

(24; 30). Dieser Befund wird erhärtet, wenn man den Siedlungsort aller<br />

Bewohner von Bunlap mit ihrer buluim in Beziehung setzt. Allgemein kann<br />

man nämlich sagen, daß Vertreter von ta lon bwela mwil, ta lon sie, ta tobol und<br />

ta ran bwelamorp eher in Häusern wohnen, die dem sara näher liegen. Die zahlenmäßig<br />

überlegenen remlili Leute hingegen, die seit ca. 60 Jahren die wichtigsten<br />

politischen Führer stellen, siedeln tendenziell etwas weiter vom sara entfernt<br />

(z.B. Höfe 17 – 27). Wenn wir nun noch die Anzahl der sich zu einer buluim<br />

rechnenden Haushalte miteinander vergleichen, ergibt sich folgendes Bild:<br />

Buluim:<br />

Anzahl der Haushalte:<br />

ta remlili 23<br />

ta lon bwela mwil 16<br />

ta lon sie 7<br />

ta tobol 3<br />

ta ran bwelamorp 2<br />

Gesamt 51<br />

Tafel 6: Anzahl der Haushalte in Bunlap-Bena<br />

86 Diese Daten decken sich übrigens mit Jollys Beschreibung aus den siebziger Jahren, hier<br />

heißt es nämlich: „In the composition of villages, there is a strong tendency for clustering of<br />

male agnates.“ (Jolly 1994a:101)<br />

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