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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Die wichtigsten Mythen der Sa<br />

Wenn wir uns an den Mythos von der Gründung Bunlaps erinnern, stellen wir<br />

fest, daß die Leute der ta torni tatsächlich schon vor Ankunft der von der weinenden<br />

Schlange aus Rebrion vertriebenen Männer in der Nähe des heutigen<br />

Dorfes Bunlap wohnten (vgl. Abb 13.). Beide Geschichten korrespondieren also<br />

erstaunlich gut miteinander und geben manche Anhaltspunkte für den Ort und<br />

die Entstehung der ta torni, der ta tobol und der ta lon sie. Bislang haben wir<br />

jedoch noch nichts von der Entstehungsgeschichte der ta bwela mwil erfahren,<br />

die den Yams als Totem für sich reklamiert. Das verwundert angesichts der Tatsache,<br />

daß Yams ein in jeder Hinsucht zentrales Element in der Sa Kultur darstellt.<br />

Nur indirekt, über die folgende Geschichte, erfahren wir, daß bwela mwil<br />

zu den ersten buluim in Bunlap gezählt werden muß:<br />

XIII. Der Mythos von der Ankunft des ersten ta remlili Mannes<br />

„One man of ta remlili, who had been defeated in a fierce fight, wandered off to the east. He<br />

walked a long way for he did not want to encounter his enemies again, and become involved<br />

in a new conflict. Eventually he came to a spot called Ran po where a man from the ta lon<br />

bwela mwil was planting taro. First of all, he was wary to approach him for fear of being attacked.<br />

However, as he approached they exchanged signs of friendship not enmity. The man<br />

of ta lon bwela mwil asked him, ‘Where have you come from?’ The man from ta remlili answered<br />

‘I come from that place up there but I have lost my territory in a fight.’ ‘And where<br />

are you going now?’ ‘ I don’t know for I can’t return home’. The other suggested, ‘Come with<br />

me and live at my village?’ But what will I call you tarit (ZH/WB) or selak (B). They agreed<br />

to be ‘brothers’. The man of ta lon bwela mwil then took him back to his village. All the men<br />

of ta lon bwela mwil lived in one house, on one side, while all the men of ta lon sie, their<br />

tarits (ZH, T.L.) lived in one house on the other side (of the village pathway? T.L.). The man<br />

introduced the refugee to his mates. They decided not to fight but to call him ‘brother’. “<br />

(Jolly 1994a: 99)<br />

Aus dieser Geschichte werden mehrere Umstände deutlich. Erstens, daß die ta<br />

lon bwela mwil sowie die ta lon sie bereits vor Ort sind und die landlosen ta<br />

remlili Flüchtlinge aufnehmen, um sie in ihre Gemeinschaft zu integrieren.<br />

Zweitens wird hier an den bereits geschilderten Umstand erinnert, daß das Wesen<br />

der buluim darin besteht, daß die Mitglieder in einem einzigen Haus zusammenleben.<br />

Zwischen den Häusern gibt es Fluktuationen aufgrund von Frauentausch.<br />

Die Männer der ta lon bwela mwil bezeichnen die Männer der ta lon<br />

sie als tarit, also als die Männer ihrer Schwestern (ZH), was wiederum zu gegenseitigen<br />

Verpflichtungen führt, die das Zusammenleben auch über die Grenzen<br />

der eigenen buluim hinaus ordnen. Was die Position der bwela mwil Leute<br />

anbelangt so ist meine Vermutung, daß es Angehörige der bwela mwil waren,<br />

die als erste in der Gegend um Bunlap siedelten. Indizien dafür gibt es mehrere:<br />

immer wieder bedeuteten mir meine bwela mwil Informanten unter der Hand,<br />

daß sie die eigentlichen warsangul na rebrion seien, also die ersten Herren (Besiedler)<br />

des mythischen Ortes Rebrion. Zum anderen muß man sich vor Augen<br />

halten, daß das Totem der bwela mwil die Yams ist, die in ritueller Hinsicht<br />

wichtigste Nahrungspflanze der Sa. Darüber hinaus reklamieren die bwela mwil<br />

Leute aber auch eine Verwandtschaft zu einer anderen Pflanze, einer Farnart, die<br />

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