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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Die zweite Geschichte des gol: Revitalisierung durch Tourismus<br />

Hier läßt Willi Orian Bebe „kastom Tänze“ und Turmsprünge für diejenigen<br />

Touristen aufführen, die körperlich fitter und abenteuerlustiger sind, und den<br />

Fußweg ins Dorf nicht scheuen. Zwischen 1995 und 2004 hielt er hier sieben<br />

Turmspringen ab, sämtlich für zahlende Touristen.<br />

14.7 Telkon, Fago, Lorang: gol der katholischen Dörfer 1985 - 2004<br />

Wie wir bereits in Kap. 13.3 gehört haben, begegnet uns in den nördlichen Dörfern<br />

des Sa Gebietes, in Farsari (Santari), Rantas, Ponof und Ponra, mit dem gol<br />

abwal eine Variation der Veranstaltung. Diese, im Vergleich zum gol abri möglicherweise<br />

sogar ältere Form des gol kann im Grunde auf eine ungebrochene<br />

historische Kontinuität zurückblicken. In den 60er Jahren kommt Papiano aus<br />

Ponof auf die Idee, das gol wiederaufzunehmen. Da die alten Männer Bautechniken<br />

sowie Lieder und Tänze noch kennen, kann man nicht von einer Revitalisierung<br />

sprechen, der Begriff Wiederaufnahme trifft die Situation wohl besser.<br />

Das erste kommerziell veranstaltete Turmspringen in Santari findet im Jahre<br />

1985 statt, als ein in Melsissi stationierter kanadischer Arzt, meine Informanten<br />

in Santari nennen ihn Patrick, das Dorf besucht und darum bittet, ihm das Turmspringen<br />

zu zeigen. In den folgenden Jahren versucht man dann noch mehrfach,<br />

in den Dörfern des Nordostens Turmspringen durchzuführen. Da der wirtschaftliche<br />

Erfolg aber nur mäßig ist, stellt man kommerzielle Versuche hier bald<br />

wieder ein. Allerdings werden in Farsari, Rantas und Ponof auch heute noch regelmäßig<br />

gol abwal abgehalten, um „die Jungen zu trainieren“. Grund für den<br />

ökonomischen Mißerfolg ist, ähnlich wie in Bunlap, Murubak oder Point Cross,<br />

die physische Abgeschiedenheit, die hier freilich noch extremer ist, weshalb sich<br />

fremde Besucher bis heute nur alle paar Jahre hierher verirren. Die Dörfer auf<br />

der Nordostseite Südpentecosts sind praktisch nur zu Fuß erreichbar. Strassen,<br />

die den westlichen Teil der Insel mit dem Osten verbinden, existieren nicht und<br />

Schiffe können nur unter ausgezeichneten Wetterbedingungen unter der offenen<br />

Küste ankern, da eine schützende Bucht fehlt. Aus diesen Gründen entschließt<br />

man sich 1994, die Veranstaltung auf den Westteil der Insel nach Rangusuksu<br />

zu verlegen, ein katholisches Dorf, das kurz vor der Unabhängigkeit von Bewohnern<br />

aus Santari gegründet wurde. Es gab schon frühere Versuche, hier<br />

Turmspringen zu veranstalten. Um das Jahr 1980 führte Watas Molmas aus<br />

Bunlap ein gol abri in Rangusuksu durch. Obwohl er während des weiter oben<br />

erwähnten Treffens der warsangul in Bunlap der Hauptgegner eines Wissenstransfers<br />

nach Westen war, versuchte auch er einmal sein Glück mit dem Turmspringen.<br />

Später organisierten auch hier wieder Telkon und Luc Fago mehrere<br />

gol abri mit Hilfe von Männern aus Rangusuksu, Santari, Bunlap und Lonbwe.<br />

Gärten wesentlich kürzer ist. Aus diesem Grund ziehen immer wieder ganze Familien endgültig<br />

aus Bunlap weg und gründen permanente, neue Siedlungen, etwa Ranliai. Ratap ist jedoch<br />

momentan noch kein ständig besiedeltes Dorf und überdies so klein, daß man dort noch keine<br />

warsangul Grade erwerben kann.<br />

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