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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Titel, Magie, Geld, Rhetorik, Mut: Bemerkungen zum Ethos der Sa<br />

rigen Lebens seinen lo sal Verpflichtungen nachgekommen ist. 142 Die<br />

symbolische Bedeutung der Sprossen wird noch durch verschiedene Blüten<br />

bzw. Blätter unterstrichen: li adamwi 143 , li asil 144 und wah barbart 145 .<br />

Zusätzlich werden getrocknete mwil Blätter um jede einzelne Leitersprosse<br />

gewunden und zwei frische mwil Blätter, zusammen mit einigen grünen<br />

Kokosnüssen, am oberen Ende der Leiter angebracht. Zusätzlich werden<br />

bei den meleun und den nahim Titeln noch waringi sors, rote Hibiskusblüten<br />

146 sowie li aemlael 147 appliziert. Der erste Titel in der abwal Serie ist<br />

bumangari, was soviel bedeutet wie „Ein Mann, der gut mit Schweinen<br />

umgehen kann“ (Mbu: Schwein; mangari: füttern). Wie bei den mol Ritualen<br />

wird am Vortag ein lok vorbereitet, das am Tag des Rituals, nach<br />

den Tänzen, gegessen wird. Im Unterschied zu anderen Titelritualen trägt<br />

der Initiand bei abwal Ritualen keinen symbolisch bedeutsamen Blätterschmuck<br />

in seinem tutu. Der eigentliche Höhepunkt besteht bei allen abwal<br />

Ritualen vielmehr darin, daß die Zeremonialkonstruktion auf dem<br />

Tanzplatz aufgestellt wird und der Initiand sie Stufe für Stufe erklimmt.<br />

Der entscheidende Unterschied zwischen den abwal Ritualen besteht in<br />

der symbolisch bedeutsamen Position der Leiter im Raum. Bei bumangari<br />

steht die Leiter am Rande des Tanzplatzes. Sie ist mit Hilfe einer Holzkonstruktion<br />

aufgerichtet, ihr oberes Ende zeigt vom sara weg in den umgebenden<br />

Wald hinter dem Dorf. Nach dem vollständigen Erklimmen der<br />

Leiter klettert der Titelnehmer zurück und bleibt auf der untersten Stufe<br />

sitzen, von wo er jetzt die Schweine tötet, mit denen er seinen lo sal Verpflichtungen<br />

nachkommt. Es sollten mindestens vier Schweine geopfert<br />

werden, darunter zwei Keiler. Mindestens fünf, eher mehr Schweine gehen<br />

lebend an den Titelgeber. Bei allen abwal und ban Titelritualen ist der<br />

Initiand so voller konan, spiritueller Potenz, daß er zehn Tage im mal<br />

bleibt, wo er ganz alleine an einem besonderen, vierten Feuer (ap tor)<br />

ganz am Kopfende des Hauses kocht und ißt.<br />

Erworbenes Privileg: Das Besteigen der rituellen Leiter, die in den<br />

Busch zeigt & neuer Name<br />

19. Abwal<br />

arkon<br />

Der zweite abwal Titel, arkon, ist abgeleitet von der Bezeichnung des<br />

heiligen Feuers (ap kon). Vorbereitung, Ablauf und Anzahl der getöteten<br />

und weggegebenen Schweine entsprechen den anderen abwal Ritualen.<br />

Allerdings zeigt Spitze der zeremoniellen Leiter diesmal nicht mehr vom<br />

Dorf weg, sondern in die Mitte des Tanzplatzes.<br />

Erworbenes Privileg: Das Besteigen der rituellen Leiter, die ins<br />

Dorf zeigt & neuer Name<br />

142 Jolly beschreibt allerdings, daß tatsächlich die Anzahl der Sprossen häufig nicht der Gesamtanzahl<br />

der geschlachteten Schweine entspricht, was wohl auch als eine Art bewußter Untertreibung<br />

zu verstehen ist. (Jolly 1994a:190)<br />

143 Nicht identifiziert<br />

144 Nicht identifiziert<br />

145 Ingwer (Zingiberaceae)<br />

146 Hibiscus<br />

147 Nicht identifiziert<br />

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