VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

Titel, Magie, Geld, Rhetorik, Mut: Bemerkungen zum Ethos der Sa
8. Brang Da der brang Titel nicht zu einer ähnlich dramatischen Statusänderung
führt wie teul, (auch nach dem Erwerb von brang muß man noch am
zweiten Feuer essen) mißt man ihm keine ganz so hohe Bedeutung zu.
Wie beim Ritual zur Erlangung des teul Titels beginnt der Tag mit Tänzen
auf dem sara. Tattevin hatte für diesen Titel noch die Konstruktion einer
dem mwil Grad vergleichbaren awawas Konstruktion beschrieben (Tattevin
1928) von der aber bereits Margaret Jolly berichtet, sie werde nicht
mehr gebaut. Vielmehr muß der Initiand nach den Tänzen ein Schwein
keulen, das an einer olmis Konstruktion auf dem Tanzplatz angebunden
ist. Es wiederholt sich auch das bereits beim Erwerb von teul praktizierte
Öffnen und Trinken einer grünen Kokosnuß. Das Fleisch des Schweins
erhält ein Onkel aus der mütterlichen Linie (tsik, utnak, alak, tsibik bzw.
bibi). Jolly erwähnt, dem Initiand würde ein lulu Blatt (Palmyrapalme
bzw. Borassus flabellifer) ins Haar gesteckt (Jolly 1994a:189). Ich kann
diese Version nicht bestätigen und es erscheint mir auch verwunderlich,
daß das walu brang, nach dem der Titel ja immerhin benannt ist, in diesem
Ritual keine Rolle spielen soll. Meine Daten besagen, daß der titelgebende
Mentor ein besonders Farnblatt (walu brang) am Rücken des Jungen
anbringt, wofür er zwei oder drei lebende Schweine als Gegenleistung
erhält. Nach der eigentlichen Zeremonie muß der Onkel mütterlicherseits
am ap lon tobol ein lok im Männerhaus zubereiten, das der Initiand dann
ißt. Auch nach diesem Ritual übernachtet der Initiand für fünf Tage im
Männerhaus, um sein überschüssiges konan abzubauen.
Erworbenes Privileg: Recht, von nun an brang Blätter im Gürtel
zu tragen & neuer Name
9. Mwil Der Erwerb dieses Titels wird von den nun etwa fünfundzwanzig bis dreißigjährigen
Männern mit ähnlicher Ungeduld angestrebt wie teul, denn
mwil führt den Initianden vollständig hinüber in die Gruppe der Erwachsenen.
Als mwil darf er mit ihnen am dritten Feuer kochen und essen und
gilt als, zwar noch junges, aber dennoch vollwertiges Mitglied der Männerrunde.
Der Initiand muß am Vorabend des eigentlichen Tanzes auf
dem Tanzplatz ein Schwein töten, darf dabei aber noch nicht seinen neuen
mwil Namen ausrufen. Das Fleisch des Schweins wird zerteilt und ins mal
gebracht, wo die am kommenden Ritual beteiligten Männer nun die Nacht
verbringen. Ab dem ersten Morgenlicht darf der Initiand nichts mehr essen.
Unterdessen entzünden die älteren Männer ein ap kon Feuer, in dem
das am Vorabend geschlachtete Schwein gegart wird. Auf dem Tanzplatz
beginnen jetzt auch die Vorbereitungen für die Tänze: man trägt die Slit
Gong hinaus und der Mentor bereitet eine rituelle awawas Holzkonstruktion
vor, an die dann die für das Ritual ausgewählten Schweine angebunden
werden. Diese Konstruktion besteht aus in den Boden des Tanzplatzes
gerammten dicken Ästen des Drachenbaumes li airiri. Für jedes während
dieses Rituals auszutauschenden oder zu schlachtenden Schwein ist ein
Pflock vorgesehen. Diese sind zusätzlich verziert durch mwil, Palmfarnblätter
bzw. Wurzeln des shiri beta, „Broom Tree“. 136 Die ganze Konstruktion
wird durch Bambusstäbe zusätzlich zusammengehalten, wodurch
sich eine Art abgeschlossener Bereich im Inneren ergibt, weshalb
136 Aus der Familie der Carmichaelia.
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