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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Die zweite Geschichte des gol: Revitalisierung durch Tourismus<br />

gen Diskussion setzt sich aber der wortgewaltige Chief Telkon schließlich<br />

durch. Er verspricht allen Teilnehmern hohe Gewinne durch eine wesentlich<br />

größere Anzahl von Touristen und gleichzeitig weniger Belästigung durch die<br />

Fremden, die dann nicht mehr ins Dorf kommen würden, um in den Privathäusern<br />

zu übernachten.<br />

14.4 Chief Telkon und Luc Fago: gol an der Westküste 1976 - 1990<br />

Mit dieser historischen Entscheidung der warsangul von Bunlap wird die Revitalisierung<br />

des Brauches an der Westküste endgültig eingeleitet und das Turmspringen<br />

im Jahr 1976 erstmals in Panlimsi aufgeführt, ein Ort in der Baie Homo,<br />

der in den 50er Jahren von Männern aus Lonlibilie gegründet wurde, die<br />

kastom den Rücken gekehrt hatten und an die Westküste gegangen waren, um<br />

sich dort skul anzuschließen. Nur aufgrund dieser alten Verbundenheit kann<br />

Telkon hier in Panlimsi erstmals als gol Organisator außerhalb von Bunlap auftreten.<br />

Mit seinen kastom Männern baut er den Turm und führt ein erstes gol<br />

durch. Die Männer der Westküste sind dabei lediglich Zuschauer, leisten höchstens<br />

Handlangerdienste. Dieses gol ist, in einer Zeit teils offen ausgetragener<br />

Feindschaft zwischen kastom und skul überhaupt nur deswegen möglich, weil<br />

einige Bewohner von Panlimsi, darunter Maurice Moltabo und Samiol Bulel, der<br />

bwela mwil buluim angehören und über Landrechte verfügen. Wäre dies nicht<br />

der Fall, würden die Eiferer unter den skul Leuten ein heidnisches gol in ihrem<br />

eigenen Territorium nicht dulden. Allerdings trauen sich auch Telkon und seine<br />

Männer noch nicht, die Veranstaltung in der traditionellen Tracht durchzuführen,<br />

vielmehr tragen alle Beteiligten ständig westliche Kleidung. Es gibt in den<br />

darauffolgenden Jahren drei weitere gol, die alle von Telkon veranstaltet werden.<br />

Im Jahr 1979 kommt es allerdings, aufgrund von Landrechtsproblemen<br />

bzw. Streitigkeiten über die Verwendung der Einnahmen, zu einem Konflikt<br />

zwischen Telkon und den Leuten aus Panlimsi. Aus diesem Grund zieht Telkon<br />

weiter und veranstaltet im Jahre 1979, mit der Hilfe von Luc Fago, erstmals ein<br />

gol in Londot. Luc Fago, ein entfernter Verwandter von Telkon, bietet ihm seine<br />

Zusammenarbeit an und entwickelt sich in den nächsten Jahren zu einer Art Sekretär<br />

bzw. rechten Hand von Telkon, der ja weder lesen noch schreiben kann.<br />

Fago ist Anfang der siebziger Jahre einer der wenigen jungen Männer aus Südpentecost,<br />

die eine längere Schulausbildung genossen haben. Nach acht Jahren<br />

an englischsprachigen Schulen, zuletzt in Ambae, verbringt er weitere sechs<br />

Monate am Bibel College in Panmatmat, bevor er sich dann aber gegen eine<br />

Laufbahn als Missionar der Church of Christ entscheidet und statt dessen versucht,<br />

sich als Politiker und Geschäftsmann zu etablieren. Fago ist im Jahre<br />

1983 maßgeblich an der Gründung des "Council blong Tourism blong Saot Pentikos"<br />

(Tourismusausschuß von Südpentecost), beteiligt, deren Vorsitzender er<br />

zunächst auch wird. Telkon, das zweite Mitglied, vertritt Bunlap. Später wird<br />

das Komitee schrittweise erweitert (s.u.). Telkon und Fago richten insgesamt<br />

vier gol in Londot aus, jeweils ausschließlich mit Männern aus Bunlap. Im Jahre<br />

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