VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

Die zweite Geschichte des gol: Revitalisierung durch Tourismus
Mann aus Bunlap, mit Namen Warisul, ist dann nach Ranwas gegangen und wurde dort getauft.
Er bekam den Namen Luke. Er wollte nicht, daß wir kastom Leute bleiben, er dachte
sich, daß sei nicht gut. Wir sollten statt dessen alle in die Kirche kommen und der Bibel folgen.
Aber unsere alten Männer wollten das nicht. Deswegen log Luke die Regierung an und
behauptete, daß Bong, der Sohn von Chief Meleun Temat, ein Gewehr mit sich herumtrage
um damit einige Leute zu erschießen. Und dann ist Luke losgezogen, um Bong auf der anderen
Seite (der Westseite von Pentecost, T.L.) zu melden, bei einem Chief mit Namen Paul.
Der hat bei der Regierung in Malakula angerufen, um Bong zu schaden und ihn zu verleugnen.
Die Regierung hat viele Soldaten geschickt, hierher nach Bunlap. Es waren sehr viele,
ich kann nicht sagen wie viele, aber es waren sehr viele. Sie hatten alle Gewehre bei sich und
gerade als sie ankamen, feierten wir ein großes Fest. Das Dorf war voller Rauch, denn die
Schweine sollten gerade gebraten werden. Und da kamen die ganzen Soldaten ins Dorf. Sie
kamen in alle Häuser gestürzt, ins mal, überallhin. Sie nahmen alle älteren Männer gefangen,
aber nicht Chief Bong, weil der noch rechtzeitig entkommen konnte. Bong war nach Lonbwe
geflüchtet, wo er die Nacht verbrachte. Mein Vater Molsuta, der damals ebenfalls Chief war,
hielt eine Rede. Die Soldaten aber suchten nach Bong. Da nahmen die Soldaten die alten
Männer gefangen und brachten sie in ein Haus nach Baie Barrier. Dort warteten Sie, weil sie
sagten, daß, wenn Chief Bong sich ergebe, würden sie die Männer aus Bunlap freilassen, so
daß diese nachhause zurückkommen könnten. Alle alten Männer wurden so nach Baie Barrier
gebracht. Dort gab es aber sofort einen Streit mit den Chiefs von Baie Barrier, weil die unsere
Leute nicht bei sich haben wollten. Sie sagten dem Missionar, daß er ihnen nichts zu essen
und zu trinken bringen dürfe, aber der Missionar sagte: ‚Nein! Sie sind hungrig. Ich muss ihnen
zu essen und zu trinken geben und auch eine Matte für die Nacht.’ So warteten sie zwei
Nächte, aber Chief Bong kam nicht. Dann kam das Schiff der Regierung. Die Chiefs von Baie
Barrier und unsere Leute aus Bunlap gingen an Bord und das Schiff fuhr auf die andere Seite
(die Westseite von Pentecost, T.L.). Die Soldaten ließen die Nachricht verbreiten, daß die
Männer aus Bunlap jetzt auf dem Schiff seien und auf die andere Seite gebracht würden. Als
Bong das hörte, und auch hörte, daß sein eigener Vater an Bord sei, nahm er sein Gewehr und
ging auch hinüber nach Baie Homo. Dort sagte er zu den Soldaten: Gut, hier bin ich, jetzt laßt
meine Leute wieder in ihr Dorf nach Bunlap gehen! Als Bong sich ergab, durften die alten
Männer zurückkommen. Als sie zurückkamen, mußte Bong ins Gefängnis gehen. Als sie in
Santo angekommen waren, gab es eine Gerichtsverhandlung. Dort hatte Warisul, also Luke,
zugegeben, daß er gelogen hatte, und daß Bong gar nicht mit einem Gewehr herumgeschossen
hätte. Luke meinte, er habe Bong deswegen gemeldet, weil er gewollt habe, daß wir aus Bunlap
in die Kirche eintreten sollten. Als Bong dann nach einigen Monaten wieder zurückkam,
sagte ihm die Regierung, daß er ein gol für sie veranstalten solle. Ich weiß nicht genau, warum
sie es nicht hier in Bunlap sehen wollten. Vielleicht war ihnen der Weg zu weit? Jedenfalls
wollten sie es auf der anderen Seite (der Westseite Pentecosts, T.L.) ansehen. So hat die
Geschichte des gol auf der anderen Seite angefangen. Ich weiß nicht, ob sie Geld bekommen
haben und wieviel Geld das war. Ich weiß es nicht. Ich habe gehört, daß sie dieses gol nur für
drei Block Stick Tobacco gemacht haben. Aber ich weiß nicht ob das stimmt oder nicht. Aber
die Rede kommt immer wieder auf den Stick Tobacco.
(Chief Warisul. Bunlap, November 2004)
Versuchen wir, unter Bezugnahme auf Material von Margaret Jolly und Robert
Lane, die Geschichte zu ergänzen und den Kontext noch besser zu verstehen.
Der Ausgangspunkt scheint zunächst die Konvertierung des Bunlap benachbarten
Dorfes Ranwas zur „Church of Christ“ im Jahr 1949 gewesen zu sein. Warisul,
ein Mann, der ursprünglich aus Bunlap kommt, und nun in Ranwas den
christlichen Namen Luke angenommen hat, ist es ein Dorn im Auge, daß Bunlap
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