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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Die wichtigsten Mythen der Sa<br />

welcher buluim sie denn eigentlich angehören, der ta lon bwela mwil oder der ta<br />

remlili. So gut wie immer, wenn ich einen der älteren remlili Männer fragte,<br />

wollte dieser zuerst wissen, was denn die anderen Männer aus seiner buluim geantwortet<br />

hätten. Die politisch korrekte Antwort der heute 60- bis 80-jährigen<br />

war, daß sie zur ta lon bwela mwil zu zählen waren. Chief Telkon, Chief Molbua<br />

und Chief Meleun Benkat etwa antworteten so. Hierin spiegelt sich ganz zweifellos<br />

das noch wache Bewußtsein, vor nicht allzulanger Zeit (wenige Generationen<br />

zurück) von den bwela mwil Leuten aufgenommen und mit Land versorgt<br />

worden zu sein. Das würde auch erklären, warum Tattevin die ta remlili Leute<br />

nicht erwähnt – diese hatten sich zu dieser Zeit gänzlich „im Haus“ der ta lon<br />

bwelamwil eingerichtet und ihre remlili Identität zeitweise ruhen lassen. Das<br />

Bewußtsein um die eigene Herkunft ist den remlili Leuten allerdings niemals<br />

ganz verlorengegangen, sondern wurde, zunächst vermutlich unter vorgehaltener<br />

Hand, einige Generationan lang an die Jungen weitergegeben. Heute stellt sich<br />

eine andere Situation dar, man „ist wieder wer“ und bekennt sich freimütig zur<br />

remlili buluim. Die nicht allzulange zurückliegende Aufnahme durch die ta lon<br />

bwela mwil hat man hingegen verdrängt, hält sie für nicht mehr so wichtig oder<br />

verschweigt sie, im Bewußtsein der inzwischen wieder größer gewordenen<br />

Macht. Die ta lon bwela mwil Leute hingegen sind, wie ich in vielen Gesprächen<br />

erfahren habe, verbittert darüber, daß die remlili Männer die ihnen einst erwiesene<br />

Gunst nicht durch endgültige Integration in die ta lon bwela mwil gedankt<br />

haben, sondern vielmehr quasi durch diese hindurchdiffundiert sind, um zu neuer,<br />

eigener Stärke zu gelangen. Insofern könnte man sagen, daß den remlili Leuten<br />

einerseits immer noch eine Art Kuckucksei–Stigma anhaftet, das diese jedoch<br />

durch übermäßige Aktivität in so gut wie allen gesellschaftlichen Bereichen,<br />

und hierzu zählt gerade auch die Organisation bzw. die aktive Teilnahme<br />

am gol, zu kompensieren versuchen, was ihnen de facto eine überdurchschnittliche<br />

Anzahl und politische wie wirtschaftliche Potenz beschert hat.<br />

Betrachten wir abschließend noch die zweite, nach Bunlap neu hinzugekommene<br />

buluim, die ran bwelamorp. Margaret Jolly berichtet von einem Mythos,<br />

demzufolge die Vorfahren der ran bwelamorp Leute früher im Süden lebten,<br />

nahe Sarop bei Baie Martelli.<br />

XIV. Mythos der ta ran bwelamorp<br />

„These ancestors constantly heard the sound of a conch shell being blown, and had no idea<br />

what it was. One day a man was working in his gardens, when he heard the noise and decided<br />

to investigate where it was coming from. He listened carefully and decided that the sound was<br />

emanating from the sea. So he dived into the ocean close to the village, and then he saw a<br />

remarkable sight. There was an enormous shark resting its head on a conch shell (pupu) as<br />

made to protect itself. The shark was sleeping soundly and as it was breathing and snoring<br />

loudly, it was causing the conch to blow. The man decided to steal the conch shell and the<br />

spear, and so he carefully wriggled the conch shell out from beneath the shark’s head, and<br />

replaced it with a stone pillow. Then he seized the spear and fled. The man realized that the<br />

conch shell would have magical powers for raising tusked boars. He rubbed it on the tusks of<br />

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