VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

Grundlagen der Kulturgeschichte Vanuatus
Seale 1990). Das Erstaunliche dabei: das Turmspringen ist trotz, oder gerade
wegen dieser großen medialen Präsenz, eine Attraktion, von der zwar so gut wie
jeder Vanuatu Tourist schon einmal gehört hat, selbst gesehen hingegen haben
es nur verhältnismäßig wenige Besucher (vgl. Douglas 1996:195ff.). Das liegt
zum einen daran, daß es nur einige Wochen im Jahr sind, an denen die Sprünge
veranstaltet werden, und zum anderen an der schlechten Verkehrsanbindung der
Insel Pentecost. Das Phänomen an sich ist weithin „bekannt“. Dabei sind es so
gut wie ausschließlich staatliche Tourismusbehörden, private Reiseveranstalter,
einige wenige Touristen oder professionell reisende Journalisten und TV-Teams,
die für seine Popularität sorgen und es auch interpretieren. Das gol, so die
Hoffnung der Tourismusbehörde und –veranstalter, soll die Destination Vanuatu
in den Medien präsent machen und so die Aufmerksamkeit von potentiellen Vanuatu-Reisenden
in aller Welt erregen. Für Journalisten und TV-Teams ist die
unkompliziert und schnell zu photographierende bzw. filmende, „wilde“ und
„spektakuläre“ Veranstaltung ohnehin ein hochwillkommener und zuverlässiger
„Quotenbringer“. Es geht, mit anderen Worten, heutzutage beim gol und seiner
Interpretation fast immer auch um Geld. Wir werden in Kap. 14 noch genauer
darauf eingehen.
Abb. 9: Das Turmspringen als Motiv auf Briefmarken
und Telefonkarten der Republik Vanuatu
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