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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Gol und Mythos – Versuch einer Mythenanalyse<br />

VIII – 1. Gol Mythos aus Bunlap, Version 1<br />

In einer längst vergangenen Zeit lebte ein Mann mit dem Namen Tamalié. Seine Frau war von<br />

seiner sexuellen Energie überfordert und hatte bereits mehrfach versucht, ihm davonzulaufen.<br />

Einmal flüchtete sie sich in die Krone eines riesigen Banyan-Baumes, aber ihr eifersüchtiger<br />

Ehemann folgte ihr auch dort hinauf. Oben angekommen rief sie ihm zu, wenn er sie wirklich<br />

liebe, müsse er es ihr beweisen, und, wie sie selbst auch, vom Baum springen. Als sie tatsächlich<br />

sprang tat ihr Mann es ihr ohne Zögern nach. Dabei bemerkte er zu spät, daß sie sich eine<br />

Liane um die Füße gebunden hatte, die ihren Fall kurz vor dem Aufschlagen auf dem Erdboden<br />

abbremste. Während Tamalié bei dem Sturz zu Tode kam, überlebte sie unverletzt.“<br />

(Feldnotiz <strong>Thorolf</strong> <strong>Lipp</strong>, Mythos erzählt von Bebe Malegel, Bunlap, 1997/2002/2004; Vgl. a.<br />

Jolly 1994a)<br />

VIII – 2. Gol Mythos aus Bunlap, Version 2<br />

Es gab einmal eine Frau, Sermop. Sie lief ihrem Mann davon und ging in den Busch. Sie kletterte<br />

auf eine Kokospalme. Dort befestigte sie eine Liane an ihren Füssen. Ihr Mann war ihr<br />

gefolgt und begann den Baum zu erklettern. Da sprang die Frau herunter, aber sie berührte<br />

den Boden nicht, sondern hing knapp darüber. Trotzdem war sie tot. Ihr Mann brachte ihr<br />

Kava zu trinken und da fuhr neues Leben in sie.<br />

(Feldnotiz <strong>Thorolf</strong> <strong>Lipp</strong>, Mythos erzählt von Sali Molkat, Bunlap, September 2004.)<br />

VIII – 3. Gol Mythos aus Farsari<br />

Es war einmal eine Frau, die ihrem Mann immer wieder davonlief und sich zu ihren Eltern<br />

flüchtete. Aber ihr Vater brachte sie immer wieder zu ihrem Mann zurück. Da war die Frau<br />

müde geworden und wollte sich umbringen. Sie kletterte auf eine Kokospalme, band sich<br />

zwei Palmwedel um die FüsseFüße und sprang. Ihre Leute suchten sie überall und als sie sie<br />

schliesslichschließlich in der Palme hängen sahen, waren sie froh, sie wiedergefunden zu haben.<br />

Sie dachten sich, dass es nicht gut sei, dass sie sich umbringen wollte und entbanden sie<br />

von ihrer Pflicht, zu ihrem Mann zurückzukehren. Die Männer dachten bei sich, dass es gut<br />

wäre, diese Sache selbst einmal auszuprobieren und anstatt von einer Kokospalme zu springen,<br />

sprangen sie nun von einem selbstgebauten Turm, und anstatt Kokoswedel nehmen sie<br />

Lianen. Die Frauen springen nicht mehr. Wahrscheinlich haben sie Angst vor dem Tod.<br />

(Feldnotiz <strong>Thorolf</strong> <strong>Lipp</strong>, Mythos erzählt von Mikhael, Farsari, August 2004)<br />

VIII – 4. Gol Mythos aus Point Cross<br />

Es gab einmal eine Frau, die war mit einem Mann verheiratet. Wie der Mann geheißen hat,<br />

das weiß man nicht mehr. Die Frau hieß Sermop. Sie mochte ihren Mann nicht, weil der<br />

manchmal streng mit ihr war. Immer wieder ging sie in den Wald und überlegte, wie sie ihn<br />

töten könnte. Eines Tages ging sie in den Busch und lockte ihren Mann, auch mitzukommen.<br />

Sie erkletterte einen Baum und band sich eine Liane an die Füße. Sie sagte zu ihrem Mann,<br />

daß er dasselbe tun sollte. Dann sprang sie vom Baum und er sprang ihr hinterher. Als ihr<br />

Mann unten aufschlug, war er tot. Aber seiner Frau tat es nun leid, daß sie ihn umgebracht<br />

hatte. Sie rüttelte an ihm und er wachte wieder auf. Dann gingen die beiden wieder ins Dorf<br />

und jetzt wollten auch die Männer das neue Spiel ausprobieren.<br />

(Feldnotiz <strong>Thorolf</strong> <strong>Lipp</strong>, Mythos erzählt von Kiliman, Point Cross, September 2004)<br />

VIII – 5. Mythos aus Londar (Rantealing)<br />

Ein Mann mit Namen Panurkon aus der buluim sangul wohnte in der Nähe von Wanur. Eines<br />

Tage heiratete er ein Mädchen, das aus der Nähe von Point Cross kam. Die Familie kam, und<br />

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