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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Die wichtigsten Mythen der Sa<br />

habe. Wenn nun ein bwelamorp Mann auf einen remlili Mann träfe, wüßte der<br />

bwelamorp Mann meist gar nicht, daß er selbst, und sein Land, in Wirklichkeit<br />

zur remlili buluim gehöre. Soweit Bebe Malegels Theorie.<br />

In der Tat gibt es zahlreiche burau Bäume in Pentecost und es ist Frauen streng<br />

verboten, sich auf ihnen niederzulassen oder sie auch nur zu berühren. Bebe<br />

Malegel meinte abschließend, es gäbe noch einen weiteren Grund für die besondere,<br />

und mitunter umstrittene Beziehung der remlili Angehörigen zum Landbesitz.<br />

Ich kann seine, teils bewußt verklausuliert vorgetragenen Gedanken hier<br />

nur in sehr loser, metaphorischer Form wiedergeben. Aus bestimmten Gründen,<br />

die wir später noch genauer kennenlernen werden, lohnt es aber doch, diese Geschichte<br />

wenigstens zu erwähnen: Bebe sagte mir, dass die remlili Männer,<br />

überall wo sie hingegangen seien, eine besondere, magische Erde an den verschiedenen<br />

Stationen ihrer Wanderung zurückgelassen hätten, um den Boden<br />

dadurch in Besitz zu nehmen. Ich folgere daraus, daß es sich hier um ein geheimes<br />

Ritual handeln muß, das Bebe als das Zeichnen eines Kreises in die Erde<br />

beschreibt, in den ein zweiter, etwas kleinerer Kreis hineingeritzt wird. Seine<br />

Erklärungen ließen mich instinktiv an ein Kind in einer symbolischen Gebärmutter,<br />

oder an ein Eigelb im Eidotter denken. Bebe Malegel wollte jedoch nicht<br />

weiter darüber sprechen, da dies streng geheimes Wissen sei. Wir werden zu<br />

einem viel späteren Zeitpunkt noch sehen, wie überaus wichtig dieses Motiv,<br />

und die damit verknüpften Vorstellungen, tatsächlich sind (vgl. Kap. 17.2).<br />

Als Fazit dieses Abschnitts soll zusammenfassend festgehalten werden, daß wir<br />

bei der Besiedlung von Bunlap, so, wie diese sich anhand des Mythenmaterials<br />

präsentiert, eine besondere Rolle der ta remlili Leute feststellen konnten. Diese<br />

haben offenkundig außergewöhnliche Strategien entwickelt, um mit der ihnen<br />

widerfahrenen Situation der Vertreibung besser fertigwerden zu können. Tatsächlich<br />

versuchen sie sogar, einen Vorteil daraus zu ziehen, in dem sie Strategien<br />

entwickelten, die ihnen einen privilegierten Zugang zu Ressourcen, z.B.<br />

Land, ermöglichen. Ich will abschließend die Herkunftsgeschichte der verschiedenen<br />

buluim von Bunlap mit einer weiteren Zeichnung beenden. Hier wird die<br />

oben aufgeführte Fassung von Bebe Malegel (vgl. Abb. 14) anhand verschiedener<br />

Gespräche mit Informanten aus allen übrigen buluim korrigiert bzw. ergänzt.<br />

Ich halte dies für die wahrscheinlichste Rekonstruktion der Gründungsgeschichte<br />

von Bunlap, jedenfalls sind alle mir zur Verfügung stehenden Daten in dieses<br />

Modell eingeflossen.<br />

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