20.11.2013 Aufrufe

VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die zweite Geschichte des gol: Revitalisierung durch Tourismus<br />

1980 wird, unter der Ägide des ersten Ministerpräsidenten von Vanuatu, Father<br />

Walter Lini, das nationale Reisebüro „Tour Vanuatu“ gegründet und Telkon und<br />

Luc Fago entwickeln die Idee, die von ihnen veranstalteten Turmspringen weiter<br />

zu professionalisieren bzw. zu kommerzialisieren und „Tour Vanuatu“ als nationalen<br />

und internationalen Kommunikator bzw. Multiplikator einzubeziehen, um<br />

die Turmspringen, unter Aufteilung der dann hoffentlich größeren Einnahmen,<br />

gemeinsam mit der nationalen Reiseagentur zu veranstalten. So geschieht es,<br />

und tatsächlich beginnen die Besucherzahlen langsam anzusteigen. Die Zusammenarbeit<br />

mit Londot dauert jedoch ebenfalls nur vier Jahre. Die Vorgänge, die<br />

auch hier zum Scheitern führen, lassen sich nicht mehr genau rekonstruieren.<br />

Offenbar gründet sich eine Art Sonderkomitee, an dem alle Männer teilnehmen,<br />

die an den Einnahmen aus den Turmspringen beteiligt sind, Grundbesitzer,<br />

Chiefs, Kirchenführer usw. Telkon kündigt, wie er sagt „nach unzähligen Gesprächsrunden“,<br />

seine Mitarbeit. Seine Version der Geschichte ist die, daß die<br />

Leute aus Londot sich geweigert hätten, ein gemeinsames Konto einzurichten<br />

und jeweils einen Teil der Einkünfte in dieses Konto einzubezahlen, um Gemeinschaftsprojekte<br />

zu verwirklichen, die allen Beteiligten zugute kommen<br />

würden, wie z.B. den Ausbau des Flughafens. Die anderen Mitglieder des Komitees<br />

beharrten aber angeblich darauf, dass alle Gelder stets aufgeteilt werden<br />

sollten. Derartige Interessenskonflikte stellen sich, wie wir noch sehen werden,<br />

hier und anderswo immer wieder ein. Sie sind der Hauptgrund für ständig wechselnde<br />

Koalitionen bei der Organisation kommerzieller Turmspringen und haben<br />

bis heute eine einheitliche „Marketingstrategie“ verhindert. Nachdem Telkon<br />

und Luc Fago in vier Jahren vier Turmspringen in Londot veranstaltet haben,<br />

ziehen sie 1983 nach Wali weiter, wo sie ein Stück Land pachten, das Luc Fago<br />

einige Jahre später dann auch kauft. Hier veranstalten sie bis 1985 weitere drei<br />

gol, bis Telkon wiederum abspringt, während Luc Fago hier bis heute Turmspringen<br />

veranstaltet. Ende der 80er Jahre organisieren Telkon und Luc Fago<br />

nochmals gemeinsam zwei oder drei Turmspringen in Wanur, mit Männern aus<br />

Point Cross, Londar und Wanur. Aber auch hier räumen sie nach wenigen gol,<br />

irgendwann Anfang der 90er Jahre, das Feld. In den Jahren danach tritt Telkon<br />

kaum noch als Organisator von Turmspringen für Touristen an der Westküste in<br />

Erscheinung, da er nach Port Vila umzieht und sich der Politik und anderen Geschäften<br />

zuwendet. Allerdings gibt er den gol Tourismus keineswegs ganz auf,<br />

vielmehr wendet er sich nun der Vermittlung von TV-Teams nach Bunlap zu,<br />

die dort das gol filmen wollen. Die Nachfrage der Fernsehleute nach dem „archaischen<br />

Ritual“ nimmt Ende der 80er Jahre auf einmal sprunghaft zu und ist,<br />

im Vergleich zu den Veranstaltungen für privat reisende Touristen, das mit weitem<br />

Abstand einträglichere Geschäft. Wir werden gleich noch näher darauf eingehen.<br />

Luc Fago wiederum arbeitet nach wie vor mit verschiedenen Reiseagenturen<br />

in Port Vila zusammen. Nach dem Konkurs von „Tour Vanuatu“ in den<br />

1990er Jahren wendet er sich für kurze Zeit „Island Holidays“ zu, heute wickelt<br />

er seine Geschäfte mit „Island Safaris“ ab. Er richtet regelmäßig Turmspringen<br />

hinter seinem zwischen Wali und Panas gelegenen Haus, auf eigenem Grund<br />

- 277 -

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!