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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Körper und Kleidung: bi pis und rahis als Fanal für kastom<br />

wurde in einer winzigen Hütte etwas oberhalb des Dorfes eine kleine Krankenstation<br />

errichtet. Hier verteilt Wano, eine Tochter von Chief Molbua, die einige<br />

Jahre in Point Cross zur Schule gegangen ist, an zwei Tagen in der Woche staatlich<br />

subventionierte Medikamente an die Dorfbewohner und verbindet kleinere<br />

Wunden. Diese Einrichtung traf allerdings auf den heftigen Widerstand einiger<br />

einflußreicher älterer Männer, die befürchteten, die traditionellen Heilmethoden<br />

und ihre ganz persönlichen Kenntnisse und Kompetenzen könnten so in Vergessenheit<br />

geraten und würden in Zukunft auch nicht mehr honoriert. Der kleine<br />

Kramladen, gleich unterhalb des Tanzplatzes, ist zu einem der wichtigsten<br />

Treffpunkte im Dorf geworden. Dies nicht zuletzt deswegen, da man im Jahre<br />

2002 direkt neben dem Eingang ein Telefon installiert hat. Unter einem Vordach,<br />

auf der groben Bank aus armdicken ausgebleichten Baumstämmen, sitzt<br />

fast immer irgend jemand und telefoniert, wartet auf einen Anruf oder hält ein<br />

Schwätzchen mit Umstehenden. Die Anschaffung des Telefons geht auf den<br />

dringenden Wunsch einiger einflußreicher Männer zurück. Während vieler<br />

Abende in den Männerhäusern stand das Thema immer wieder auf der Agenda.<br />

Vor allem die beiden Söhne von Chief Telkon Watas, Warisus und Bebe, versuchten,<br />

die Anschaffung eines Telefons durchzusetzen. Beide agieren als eine<br />

Art verlängerter Arm ihres Vaters, dem in Vila lebenden Chief Telkon. Während<br />

der letzten fünfzehn Jahre erforderte jede Kontaktaufnahme mit Telkon, daß einer<br />

seiner Söhne den mehrstündigen und beschwerlichen Fußmarsch nach Pangi<br />

auf der anderen Seite der Insel unternehmen mußte, wo sich das nächstgelegene<br />

Telefon befindet. Weil sie hofften, daß diese zeit- und kräfteraubenden Fußmärsche<br />

durch die Installation eines Telefons endgültig entfallen würden, gelang es<br />

Bebe und Warisus schließlich, zusammen mit einigen anderen einflußreichen<br />

Männern, den Rest des Dorfes von der Notwendigkeit der Anschaffung eines<br />

Telefons zu überzeugen. Daraufhin kontaktierte man die nationale Telefongesellschaft,<br />

die für die Errichtung der Anlage ein annehmbares Angebot machte.<br />

Der Teil der Kosten, den die Dorfgemeinschaft zu übernehmen hatte, und der<br />

sich auf etwa 30% der Gesamtsumme belief, betrug allerdings immer noch mehrere<br />

hunderttausend Vatu. Da dieses Geld aufgrund eines Besuches des französischen<br />

Filmteams ZED im Jahr 2001 zur Verfügung stand, entschied man sich<br />

schließlich für das Telefon. 59 Bebe und Warisus, weil sie sich schneller und öfter<br />

mit ihrem Vater austauschen wollen, Moses Watas, Betu Oska, Wariat Warisul,<br />

Sali Warara und einige andere, weil sie versuchen, mit Kava zu handeln oder<br />

sonstige geschäftliche oder politische Ziele verfolgen. Wieder andere erhofften<br />

59 Herzstück des Telefons ist ein solarbetriebener Funkmast, den die „Telekom Vanuatu Ltd.“<br />

mit einem Hubschrauber auf die höchste Erhebung in der Inselmitte von Pentecost transportieren<br />

ließ. Von hier aus führt ein mehrere Kilometer langes dünnes Kabel direkt ins Dorf wo<br />

jedermann, der Zahlen lesen kann und eine Pre-paid Telefonkarte besitzt, das Telefon benutzen<br />

kann.<br />

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