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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Die zweite Geschichte des gol: Revitalisierung durch Tourismus<br />

lisman in seiner Hosentasche gehabt haben muss, ein speziell behandeltes besonderes<br />

Blatt, mit dem er ein Mädchen wiedergewinnen wollte, das ihn abgewiesen<br />

hatte. Das sei sehr dumm gewesen, sagten mir Zeitzeugen in Bunlap,<br />

Point Cross und Baie Homo unabhängig voneinander immer wieder, da doch<br />

jedes Kind wisse, daß man keinen Talisman nach Baie Homo bringen dürfe.<br />

Dort gebe es nämlich einen Teufel, 212 der so stark sei, daß man nur drei Tage<br />

überlebe, wenn man ihn durch die Übertretung eines Tabus herausfordere. Dieses<br />

magische Blatt und die Herausforderung des Teufels müssen für Marks Unfall<br />

zumindest mitverantwortlich gewesen sein, so die Meinung nicht weniger<br />

Befragter. Warum der Teufel dort ist, und was er genau tut – darüber gehen die<br />

Meinungen allerdings auseinander. Bebe Malegel und der alte Betu Malsalus<br />

vermuten, es sei nur deswegen zu so einem schweren Unfall gekommen, weil es<br />

sich beim Baugrund um einen von Harry Middle aus Baie Homo zum Tabu-<br />

Platz erklärten Ort gehandelt habe. Der Teufel mit Namen mbwinginru (dt.: nach<br />

drei Tagen bist du tot) stecke bis heute, so sagen sie, im navanga, einem mächtigen<br />

Baum, der dort immer noch steht. Der angesprochene Harry Middle, den<br />

ich in Pangi aufsuchte und der heute ein blinder alter Mann von etwa achtzig<br />

Jahren ist, behauptet, daß der eigentliche Ort des gol für die Queen nicht Pangi<br />

und auch nicht Salap gewesen sei, sondern Baklin, sein eigener Grund und Boden.<br />

Die Queen, so meint Harry Middle, habe aber nicht ihn, sondern Chief<br />

Charly Tho aus Pangi gefragt, ob das gol dort stattfinden könne. Er selbst habe<br />

erst von dem geplanten Turmbau erfahren, als man bereits damit begonnen hatte.<br />

Niemand habe ihn gefragt und deswegen sei es ein Tabubruch gewesen. Er,<br />

Harry Middle, habe dann geträumt, daß Chief Charly Tho die unrechtmäßige<br />

Beschlagnahmung seines Landes mit dem Opfer eines Keilers wiedergutmachen<br />

solle. Dies sei aber nicht geschehen, er selbst habe gar nichts für das Turmspringen<br />

auf seinem Land bekommen, während andere sich die Taschen mit Geld gefüllt<br />

hätten. Als das gol dann tatsächlich in Baklin veranstaltet wurde, seien die<br />

Teufel sehr ärgerlich geworden, weil man sie gestört habe. Deswegen sei Mark<br />

Sonmak gestorben, und überdies auch noch eines seiner Kinder. Seine Frau sei<br />

zur Zeit des gol nämlich hochschwanger gewesen und als das Kind zur Welt<br />

kam, starb es kurz darauf. Wegen der Teufel. Einschränkend meinte er jedoch,<br />

daß es den Teufel heute nicht mehr gebe, wegen der Rinder, die heute in Baklin<br />

grasten und dem Teufel jedes Versteck nehmen würden. Wie auch immer man<br />

zu Teufeln stehen mag, ernstzunehmen ist in jedem Fall ein anderer Umstand:<br />

der Monat Februar stellt, nach allem, was die Bewohner von Südpentecost über<br />

den Ablauf der Zeit und die damit verbundenen Naturerscheinungen wissen,<br />

eben tatsächlich nicht den korrekten Zeitpunkt für ein gol dar. Die Lianen haben<br />

im Februar nicht die richtige Beschaffenheit, es kann zu Unfällen kommen, die<br />

sonst erprobtermaßen selten sind bzw. wenigstens nicht tödlich enden. Abschließend<br />

will ich noch einen weiteren Punkt kurz ansprechen, den auch Jolly<br />

erwähnt, wenn sie davon spricht, daß einige geschlechtsspezifische Tabus nicht<br />

212 Teufel - adumwat<br />

- 272 -

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