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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Die zweite Geschichte des gol: Revitalisierung durch Tourismus<br />

Eine zweite Form des gol Geschäftes stellt der Kreuzfahrttourismus dar. Das<br />

weiter oben beschriebene, von allen Mitgliedern des "Council blong Tourism<br />

blong Saot Pentikos" unter Führung von Luc Fago ausgerichtete gol in Pangi<br />

wird seit 2004 direkt für die Reederei P&O der „MS Pacific Sky“ veranstaltet.<br />

Auch das katholische Dorf Wanur im Süden der Insel wird mehrfach im Jahr<br />

von einem kleinen Kreuzfahrtschiff angelaufen, der „MS World Discoverer“ der<br />

US-Reederei „Society Expeditions“. Hier veranstaltet der mit dem "Council<br />

blong Tourism blong Saot Pentikos" konkurrierende Zusammenschluß der Dörfer<br />

Point Cross, Ponof, Wanur und Sarop „PonWaHa“ jährlich mehrere Turmspringen.<br />

In beiden Fällen werden vorher mit den lokalen Organisatoren feste<br />

Preise ausgehandelt, die aufgrund der teilweise sehr hohen Passagierzahlen für<br />

den einzelnen Besucher deutlich niedriger ausfallen, wie das Beispiel der „MS<br />

Pacific Sky“ zeigt: bei einer geschätzten Anzahl von 500 gol Besuchern und einem<br />

Festpreis von 1.4 Millionen Vatu, minimieren sich die Eintrittsgelder für<br />

den Einzelnen rein rechnerisch auf 2800 Vatu.<br />

Die dritte Kategorie von gol-Touristen sind Individualreisende. Im Gegensatz zu<br />

den für Agenturtouristen und Kreuzfahrern veranstalteten Turmspringen sind die<br />

Preise für Individualreisende, vor allem Segler- oder Seglergruppen, die in der<br />

Baie Homo ankern, erfahrungsgemäß vor Ort verhandelbar. Anfang Juni 2002<br />

wurde ich Zeuge eines solchen Falles: drei Yachten ankerten gleichzeitig in der<br />

Bay Homo und die Segler bekundeten Chief Willi gegenüber ihr Interesse, ein<br />

gol sehen zu wollen. Zunächst wurden sie, gegen eine Gebühr von 1500 Vatu<br />

pro Person, von Willi und seinem Sohn Allen zum Turm geführt. Dort sagte<br />

man ihnen, daß ein gol aufgrund der fortgeschrittenen Jahreszeit nicht mehr<br />

möglich sei. Am nächsten Tag hatten es sich Willi und seine Leute aber offenbar<br />

anders überlegt und teilten den Yachties mit, daß sie für einen Preis von 7500<br />

Vatu pro Person, trotz der eigentlich abgelaufenen Saison, ein Turmspringen<br />

veranstalten würden. Diese Summe erschien den Yachtleuten zu hoch und nach<br />

einigem Hin und Her einigte man sich schließlich auf 7500 Vatu pro Yacht. Tatsächlich<br />

begannen die Männer daraufhin, den Boden unter dem Turm umzugraben,<br />

den Turm selbst zu renovieren und nach frischen Lianen zu suchen. Zwei<br />

oder drei Tage später jedoch, hatten sie ihre Meinung abermals geändert und<br />

verkündeten, daß ein Sprung nun doch nicht mehr möglich sei. Dabei blieb es<br />

dann auch endgültig, sei es, weil die vereinbarte Summe von insgesamt 22.500<br />

Vatu Chief Willi nicht als angemessene Bezahlung erschien, oder, wie später<br />

entschuldigend gesagt wurde, weil zu dieser Jahreszeit keine elastischen Lianen<br />

mehr gefunden werden konnten.<br />

TV-Teams stellen die vierte Kategorie von gol Touristen dar. Vanuatu ist sich<br />

des ideellen aber auch des kommerziellen Wertes seines kulturellen Erbes sehr<br />

bewußt, daher führt der offizielle Weg für alle TV-Teams über das „Vanuatu<br />

Cultural Centre“, das in der Regel über alle gol Aktivitäten in Pentecost im Bilde<br />

ist und bei der Suche nach einem passenden Veranstalter hilfreich sein<br />

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