VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

Gol als Ritual? Versuche zur Ritualtheorie
Titel und Name:
Mwil baresan
(baresan – Name eines Ortsteils
von Bunlap)
Anzahl der
getöteten
Schweine
insgesamt:
Davon
Tusker:
Wie viele
Schweine für
wen getötet:
Wie viele
Schweine an
Mentor gegeben:
1 1 1 für tsik 2 lebend an
selak
Bosis Malegel 1 1 1 für yak 2 lebend an
selak
Mol sus 2 2 1 für tsik
1 für yak
Tafel 24: Abriß der Lebens- und Titelgeschichte von Chief Bebe Malegel
3 lebend an
tarit
Wer ist
der Mentor:
selak
selak
tarit
7. Watas Teul taut
Alter:
Buluim:
Status:
Kinder:
Position im Dorf:
Kurzer Abriß der
Lebensgeschichte:
Anzahl der Titel gesamt:
Anzahl der Turmsprünge
gesamt:
davon ban (Schulter):
davon butun (Kopf):
Aufstieg im Titelsystem:
ca. 43 Jahre
ta remlili
ledig
keine
„Dorftrottel“
Watas Vater war Mol teman. Er und der bedeutende Chief Meleun Temat hatten eine
gemeinsame Mutter, Mates. Trotz dieser Abstammung ist Watas der „Dorftrottel“ von
Bunlap-Bena. Man reißt ständig Witze über den immer noch unverheirateten Mann,
der noch dazu von außerordentlich dunkler Hautfarbe ist. Scherzhaft meinen die Leute:
„Watas stand zu lange hinter einem Auspuff, daß er so schwarz ist“. Obwohl geistig
eher langsam und in seinen Bewegungen mitunter etwas linkisch, kann man ihn keineswegs
als „behindert“ bezeichnen. Da er unverheiratet ist, und daher nicht über die
Arbeitskraft von Frau und Kindern verfügen kann, tut er sich mit dem Aufstieg im
Titelsystem außerordentlich schwer und ist, trotz seines Alters, bislang lediglich bis
bosis gekommen. Obwohl sozial marginalisiert, ist Watas überdurchschnittlich häufig
vom gol gesprungen, einmal sogar von der Spitze des Turmes. Dennoch hat er auch
auf diese Weise keine Frau finden können. Bei den Gesprächen mit Watas fiel mir auf,
dass er keinerlei Schwierigkeiten hatte, sich an seine Sprünge vom gol recht detailliert
zu erinnern, während ihm das bei seinen Titeln deutlich schwerer fiel. Offenbar haben
die Sprünge einen prominenteren Stellenwert in seinen Erinnerungen als die Titelkäufe.
Vielleicht liegt es daran, daß sie zu den erfolgreichsten und hoffnungsvollsten Momenten
seines bisherigen Lebens zählen. Im Gegenteil dazu erinnert er sich m.E. nur
zögernd an seine warsangul Rituale, vielleicht, weil er hier inzwischen deutlich hinter
den anderen Männern seines Alters zurückgeblieben ist. Nur sehr selten verkauft Watas
ein wenig Kava, weshalb er praktisch nie Geld hat, mit dem er sich ein paar neue
Flip Flops, Lampenöl oder ein neues Buschmesser kaufen könnte. Auch hat er nur ein
einziges Mal an einem bezahlten gol, in Wali, teilgenommen.
8
9
2
1
Unterdurchschnittlich, sehr langsam. Watas hat fast immer dieselben Mentoren, die
aus dem engen Familienkreis kommen. Er bezahlte seine Titel mit unterdurchschnittlich
wenigen Schweinen.
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