VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Gol - ein kastom der Sa: Das Mitteilbare Abb. 33: Details der Turmkonstruktion. Der Turm besteht ausschließlich aus den Materialien, die der Wald bereitstellt. Hier wird kein Nagel, keine Schraube, keine Schnur verwendet. (Bunlap, Mai 2002) - 230 -
Gol - ein kastom der Sa: Das Mitteilbare 13.5 Mögliche Entwicklungsphasen des gol Eines muß klar gesagt werden: niemand kann heute die Entwicklung der gol Technologie mit Sicherheit nachvollziehen. Man kann lediglich versuchen, anhand der verbliebenen oralen Überlieferungen sowie aufgrund von technischen Vergleichen eine oder mehrere mögliche „Urformen“ der Technologie zu rekonstruieren. Betrachten wir, auf welche Informationen und Überlegungen man dabei zurückgreifen kann: Kal Muller schreibt, obwohl er selbst es nicht mehr beobachten konnte, daß „früher“ ein großer Banyan Baum beim Bau des Turmes als zentraler Stützpfeiler diente, daß dieser aber inzwischen mehr und mehr an Bedeutung verloren habe (Muller 1971: 222). Leider findet sich bei ihm kein Hinweis auf den Urheber dieser Theorie, mir selbst sind jedoch ebenfalls mehrfach ähnliche Vorstellungen begegnet. Unter anderem vertritt Lorang Tho, ein gol Organisator aus dem katholischen Dorf Rangusuksu an der Nordwestküste des Sa Gebietes, diese Ansicht. Rangusuksu ist eine Dependance von Rantas an der Ostküste, wo es, wie wir später noch genauer sehen werden, ebenfalls eine ungebrochene gol Tradition gibt. Lorang meint, dass der Ursprung des Turmspringens gol melala geheißen habe und man sich darunter einen großen Banyan Baum vorstellen müsse, an den an allen Seiten Sprungbretter angebracht seien, die von nach oben gespannten Lianen in der Horizontalen gehalten würden. 184 Der schon vor vielen Jahren verstorbene Papiano aus Ponof an der Nordostküste habe, so sagt Lorang, noch mit eigenen Augen gesehen, dass man früher von solchermaßen präparierten Bäumen gesprungen sei, und zwar von allen Seiten, und nicht, wie heute, nur nach „vorne“. Daß sich die Erinnerung an diese „urtümliche“ Art des Turmspringens ausgerechnet an der Ostküste, in Rantas, erhalten hat, ist m.E. kein Zufall, ich werde in Kap. 17.2 noch genauer darauf eingehen. Eine andere Interpretation des gol melala, die sich auf den ersten Blick von der soeben erwähnten unterscheidet, sie in der Tat jedoch lediglich um einen weiteren Aspekt bereichert, erfuhr ich später von Chief Willi Orian Bebe aus Panas. Demnach leitet sich der Begriff melala von mela, Zwilling, ab. Der Turm wird deswegen gol melala genannt, weil zwei oder mehr Springer zur gleichen Zeit von ihm springen können. Chief Willi betont, daß diese Form des Sprunges abzulehnen sei, weil es zu viele Unfälle damit gegeben habe. Sali Warara und Watabu aus Bunlap haben wieder eine andere Interpretation des Begriffes gol melala zu bieten. Sie meinen, dass diese Bauweise so genannt wird, weil zwei nach oben gespannte Lianen die aus zwei Hauptstreben bestehende abwal Plattform sichern. Aus diesem Dualismus rühre der Verweis auf mela, Zwillinge. Beim Sprung würden dann beide Längsstreben der Plattform abbrechen und so die Wucht des Aufpralles abmildern. Bebe Malegel aus Bunlap ist der Begriff gol melala zwar unbekannt, auch er meint aber, daß die ur- 184 Lorang hatte zum Zeitpunkt des Gespräches vor, diese "ursprüngliche" Form demnächst wiederzubeleben. - 231 -
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Bunlap zwischen Tradition, Adaption
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Literaturverzeichnis Asmann, Jan 19
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Literaturverzeichnis Blust, R. 1985
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Literaturverzeichnis de Burlo, Chuc
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