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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Die zweite Geschichte des gol: Revitalisierung durch Tourismus<br />

15.April und wieder eins am 25.April und noch mal eins am 30. April. Und das führt dazu,<br />

daß es viele gol gibt, die sich alle nach den Buchungen richten müssen, weil Ihr Touristen<br />

kommt und das gol sehen wollt. Ich denke, es müßten jetzt 30 bis 35 gol im Jahr sein. Meiner<br />

Meinung nach sind es so viele. Das eine Dorf hat fünf, das andere hat auch fünf, das nächste<br />

wieder fünf….Und das bedeutet, daß es viele gol gibt. Aber sie richten sich nach dem Geld.<br />

Wir hier in Bunlap bemühen uns einzuhalten, daß es nur zwei gibt, es darf keine drei geben.<br />

Ein, zwei, in einem Jahr. Wenn es ein gol gibt, gibt es ein gol. Wenn es zwei gibt, gibt es<br />

zwei. Es darf keine drei geben. Es gibt nur zwei. Wenn Chief Telkon einmal tot ist, dann wird<br />

es dabei bleiben. Die Jungen werden es nicht wie auf der andern Seite machen. Es gibt ein<br />

oder zwei, und das genügt.“<br />

(Chief Warisul. Bunlap, November 2004)<br />

Im Zuge der Kommerzialisierung gab es bereits mehrfach den Versuch, das gol<br />

auch außerhalb von Pentecost aufzuführen. So erhielt Chief Telkon von den<br />

Produzenten des australischen Spielfilmes „Till there was you“ im Jahre 1989<br />

eine hohe, mir gegenüber allerdings nicht näher bezifferte Summe, um mit seinen<br />

kastom Leuten als Statisten in diesem Film aufzutreten. Telkon verfrachtete<br />

kurzerhand mehrere Dutzend Männer, Frauen und Kinder aus Bunlap auf ein<br />

extra gechartertes Schiff und brachte sie an einen „Blacksand“ genannten<br />

Strandabschnitt in der Nähe von Port Vila. Dort ließ er sie ein „traditionelles“<br />

Dorf errichteten und einen Turm bauen. Die Filmemacher hatten vorgesehen,<br />

das gol als visuellen Leckerbissen in den Film zu integrieren, wozu es dann aber<br />

aus verschiedenen Gründen doch nicht kam.<br />

„Ja, einmal haben wir versucht, es in Vila zu machen, aber damals haben wir nur ein „Acting“<br />

gemacht. Wir haben zwar einen Turm gebaut, es gab aber keine Sprünge und kein Weißer hat<br />

den Turm gefilmt. Da haben wir sehr gut aufgepaßt. Wir haben den Turm wieder abgerissen,<br />

weil wir feststellen mußten, dass nicht der erforderliche Preis für den Turmbau bezahlt wurde.<br />

Für das Schauspielen haben sie uns bezahlt, aber nicht für den Turmbau. Daher haben wir<br />

verhindert, dass sie ihn filmen und haben den Turm dann wieder abgerissen. Inzwischen haben<br />

wir endgültig und für immer beschlossen, dass gol nur noch hier in Pentecost gespielt<br />

wird (mifalla i pleim nanggol) und nirgendwo anders. Wir geben niemandem anders dazu das<br />

Recht!“<br />

(Chief Warisul. Bunlap, Mai 2002)<br />

Im Jahr 1995 versuchte Luc Fago zusammen mit Vincent Bulekon, einem Politiker<br />

und Geschäftsmann aus dem Norden von Pentecost, das gol nach Santo zu<br />

exportieren. In der Nähe eines Ortes mit Namen Beleru hatte man bereits einen<br />

Turm gebaut, aber es gelang Chief Telkon und den übrigen Vertretern des<br />

"Council blong Tourism blong Saot Pentikos" im letzten Moment doch noch zu<br />

verhindern, dass vom Turm auch tatsächlich gesprungen wurde. In der Konsequenz<br />

wurden überhaupt alle weiteren gol, die in diesem Jahr noch hätten stattfinden<br />

sollen, abgesagt. Statt dessen traf man sich unter dem Vorsitz von Chief<br />

Willie Bongmatur aus Ambrym zu einer Gerichtsverhandlung im Mal Fatumauri,<br />

dem Supreme Court der Chiefs von Vanuatu, um zu klären, wie mit den „Intellectual<br />

Property Rights“ der Veranstaltung umzugehen sei. Es wurde beschlossen,<br />

gegen Luc Fago für den Versuch der Aufführung des gol außerhalb<br />

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