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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Abschliessende Bemerkungen<br />

ABSCHLIESSENDE BEMERKUNGEN<br />

Was unser Denken begreifen kann, ist kaum ein Punkt,<br />

fast gar nichts im Verhältnis zu dem, was es nicht begreifen kann.<br />

John Locke (1632-1704)<br />

Zu Beginn dieser Arbeit wurde die Frage gestellt, um was für eine Veranstaltung<br />

es sich beim Turmspringen eigentlich handelt. Die bislang entwickelten monokausalen<br />

Interpretationen reichten von einfachen Analogieschlüssen (wie:„das<br />

Turmspringen ist eine Imitation des Trainings amerikanischer Fallschirmspringer“)<br />

über Erklärungen (wie: „it’s a manhood thing“) bis zu der vermeintlich auf<br />

der Hand liegenden Deutung es sei ein Initiationsritual. Komplexere Erklärungsversuche<br />

meinen, das gol beinhalte „many spiritual and cultural values“,<br />

oder sie beschreiben das Phänomen als „gut“ für die „Psychohygiene“ und/oder<br />

als eine Institution, die dazu diene, die „Frauen zu beeindrucken“, um „häusliche<br />

Probleme“ zu lösen. Außerdem ist es für ein „Ritual mit therapeuthischer Wirkung“<br />

gehalten worden, das „Körper und Geist gesunden“ lasse und eine „gute<br />

Yamsernte“ garantieren soll. Schließlich hat man es als Fruchtbarkeitsritual betrachtet,<br />

durch das „männliche Kraft zelebriert“ wird und das analog zum „Emporsteigen<br />

auf das Dach des Männerhauses“ bei manchen warsangul Ritualen<br />

verstanden werden müsse.<br />

Ich habe mich bemüht zu zeigen, daß alle der hier vorgestellten Interpretationen<br />

zu kurz greifen. Einerseits stoßen sie weder zum eigentlichen „Kern“ des Phänomens<br />

vor, noch gelingt es ihnen anderseits, die vielfältigen impliziten und expliziten<br />

Bezüge zu erfassen, die das Turmspringen als ein wesentliches Elemente<br />

der kastom Sa Kultur erscheinen lassen und, direkt oder indirekt, mit vielen<br />

anderen Institutionen symbolisch oder funktional verbindet. Insofern muß man<br />

konstatieren, daß sich ein Großteil der auf Tafel 1 aufgestellten Behauptungen<br />

nicht bewährt hat und diese dementsprechend korrigiert werden muß. Lediglich<br />

die sehr allgemeinen Aussagen, das Turmspringen sei „a manhood thing“ und<br />

die Überlegung, es sei dazu angetan, die Frauen zu beeindrucken, haben sich,<br />

wenngleich ursprünglich anders gemeint, teilweise als zutreffend herausgestellt.<br />

Darauf, was das gol alles nicht ist, möchte ich an dieser Stelle nicht mehr eingehen,<br />

vielmehr sollen nun nochmals meine wichtigsten Ergebnisse resümiert<br />

werden:<br />

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