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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Die zweite Geschichte des gol: Revitalisierung durch Tourismus<br />

tung gewann. Es sind dies Chief Bong bzw. Chief Telkon aus Bunlap, Kiliman<br />

aus Point Cross, Luc Fago aus Wali, Chief Willi Orian Bebe aus Salap und in<br />

jüngster Zeit auch Lorang Tho Lala aus Rangusuksu und Lezard Asal aus Wanur.<br />

Bis in die späten 80er oder die frühen 90er Jahre hinein wurde in aller Regel<br />

pro Jahr und Ort ein gol durchgeführt. Im Verlauf der 90er Jahre kam es dann<br />

buchstäblich zu einer Inflation der Veranstaltung. Im Jahre 2004 führten einige<br />

Dörfer vier und mehr Turmsprünge durch, was zu einer unübersehbaren Anzahl<br />

an Sprungterminen und einer gewissen Unübersichtlichkeit im Hinblick auf organisatorische<br />

Strukturen geführt hat.<br />

Mangels schriftlicher Quellen greife ich bei der folgenden Rekonstruktion der<br />

historischen Ereignisse auf ausführliche Interviews zurück, die ich in allen größeren<br />

Dörfern von Südpentecost geführt habe. Viele Ältere unter meinen Informanten<br />

haben die hier geschilderten Geschehnisse noch selbst miterlebt. Ich<br />

kann, wie die Dinge nun einmal liegen, bei der folgenden Darstellung keinen<br />

Anspruch auf absolute chronologische Genauigkeit oder inhaltliche Vollständigkeit<br />

erheben, darum geht es aber auch gar nicht. Vielmehr sollen die wichtigen<br />

Abschnitte und Personen dieser „zweiten Geschichte“ des gol, sowie verschiedene<br />

Formen des gol Tourismus, in ihren Grundzügen erkennbar werden.<br />

Blicken wir nun zunächst auf den ersten verbrieften Fall, in dem ein gol für<br />

fremde Besucher aufgeführt wurde.<br />

14.1 Bong: der Beginn des gol Tourismus<br />

In Bunlap wurden und werden regelmäßig Turmspringen veranstaltet, die gol<br />

Tradition ist ungebrochen und fand von hier aus ihren Weg zurück in andere<br />

Teile des Sa Gebietes. Bei dieser Revitalisierung des Brauches außerhalb von<br />

Bunlap ging es von vornherein um eine Neuinterpretation der Veranstaltung als<br />

unterhaltsames Spektakel für zahlende Besucher. Eingeleitet wurde diese Entwicklung<br />

von einer Begebenheit, die den gol Tourismus, und mit ihm die kommerzielle<br />

Neuauflage der Veranstaltung, richtiggehend begründete. Im folgenden<br />

rekonstruiere ich dieses wichtige Ereignis aus verschiedenen Quellen. Als<br />

Grundlage dient ein Interview mit Chief Warisul aus dem Jahr 2004. Seine Interpretation<br />

wird durch frühere mündliche Überlieferungen ergänzt, die Margaret<br />

Jolly in den 70er Jahren aufgezeichnet hat. Außerdem erwähnt Jolly Regierungsunterlagen,<br />

aus denen sie zwar zitiert, die sie jedoch bibliographisch leider<br />

nicht näher erfaßt hat, weshalb eine Überprüfung nicht möglich war. Im Kern<br />

der Geschichte stehen sowohl der Antagonismus zwischen kastom und skul Dörfern<br />

als auch das wachsende Selbstvertrauen der kastom Gruppen.<br />

Auszug aus einem Gespräch mit Chief Warisul über die Ereignisse 1952<br />

Als der Gospel in die Neuen Hebriden kam, sollten alle Menschen in Pentecost bekehrt werden<br />

und zur Schule gehen. Auch in Bunlap wurde eine Kirche eröffnet und manche gingen<br />

hin, andere blieben aber zuhause. In dieser Zeit haben manche geglaubt, daß kastom nichts<br />

Gutes ist. Die Chiefs von Saltas, Rongrong und Ponwolwol, die sind alle zur skul gewechselt.<br />

Nur wir hier in Bunlap sind nicht hingegangen und das hat den anderen nicht gefallen. Ein<br />

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