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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Titel, Magie, Geld, Rhetorik, Mut: Bemerkungen zum Ethos der Sa<br />

Olmis<br />

(Zeremonialstruktur)<br />

Wilan ran ot<br />

(Tanz beim<br />

heiligen<br />

Stein)<br />

Wilan na balas<br />

(Tanz des<br />

Dankes bzw.<br />

Abschlusses)<br />

Wieder werden Drachenbaumstämmchen in den Boden des Tanzplatzes<br />

gesteckt. Ihre Zahl entspricht der Anzahl der Schweine, die während des<br />

Rituals gekeult werden. Anschließend führt man die Tiere auf den sara<br />

und bindet sie an den li ri an. Die für einen Keiler vorgesehenen Drachenbaumstämmchen<br />

sind zusätzlich mit einem Kroton Blatt geschmückt.<br />

Sollten bereits in der Vorbereitungsphase Schweine geschlachtet worden<br />

sein (etwa bei mwil) werden symbolisch die Tusker des Keilers angebunden.<br />

Jetzt betritt der Initiand, gefolgt von (klassifikatorischen) Müttern,<br />

Schwestern und Töchtern den Tanzplatz und beginnt, um die Schweine<br />

herumzutanzen, denen er hin und wieder einen leichten Schlag auf die<br />

Hinterbacken versetzt. Dies soll die Freude ausdrücken, die er bei der<br />

Aufzucht der Tiere erlebt hat. Schweine, die der Initiand selbst groß gezogen<br />

hat, sind zusätzlich durch eine rahtiltil 131 Blüte gekennzeichnet.<br />

Wird eines der Schweine für die Frau des Initianden geopfert, weil sie<br />

selbst einen Titel erhält, gibt sie diesem ein Stück lok zu essen, das sie<br />

selbst zubereitet hat. Diese Kommunion soll eine symbolische Verbindung<br />

zwischen beiden herstellen, deutet aber auch das Opfer an, daß die Frauen<br />

leisten, wenn sie die mühevolle Aufzucht der Schweine übernehmen.<br />

Der Höhepunkt des Rituals – die Schweine werden gekeult. Jolly meint,<br />

es sei bedeutsam, mit welcher Hand ein Schwein erschlagen werde. Sie<br />

vermutet eine Assoziation zwischen rechter Hand und lo sal Empfängern<br />

auf der Seite der Mutter bzw. linker Hand und denjenigen auf der Seite<br />

der Ehefrau (Jolly 1994a:202). Mir scheint diese Annahme übertrieben.<br />

Meine Daten bestätigen diese Systematik nicht. 132<br />

Der männliche Empfänger der lo sal Gaben beschließt das Ritual. Er hat<br />

den Unterkiefer eines Opfertieres abgetrennt, tanzt damit und reicht ihn<br />

schließlich weiter an den Initianden, der ebenfalls damit tanzt. Dies ist ein<br />

Moment größter Genugtuung für den Initianden. Die Tänze, und mit ihnen<br />

das Ritual, ist nun beendet.<br />

Tafel 10: Wichtige Tänze der Sa<br />

Im folgenden stelle ich nun alle Titel im Einzelnen vor. Mein Schema baut auf<br />

Tattevins Beobachtungen (1927b;1927c;) und Jollys weiterentwickeltem Modell<br />

(1994a) auf, versucht aber, die Arbeit meiner Vorgänger zu ergänzen bzw. zu<br />

erweitern. Die ausführliche Beschreibung der Titel ist deshalb wichtig, da sie in<br />

symbolischer, aber auch in ästhtisch-performativer Hinsicht die Folie bilden, auf<br />

der wir später das gol betrachten bzw. einordnen und verstehen wollen.<br />

131 wilde Kava (Piper wichmannii).<br />

132 Ob das möglicherweise auch an einer „Degeneration“ des Rituals liegt, vermag ich nicht<br />

zu sagen. Wo und wie die Opfertiere gekeult werden, wird bei der Beschreibung der einzelnen<br />

Titel und ihrer Bedeutung ausführlich dargestellt.<br />

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