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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Gol - ein kastom der Sa: Das Mitteilbare<br />

zen der „zeremoniellen Yams“ rechtfertigen sollte. Wenn die Grundkonstruktion<br />

aus „Rückgrat“ und zentralen Stützpfeilern steht, wird der Turmbau fortgesetzt.<br />

Allerdings kann man ungefähr ab diesem Zeitpunkt zwei unterschiedliche<br />

Techniken beobachten, gol abwal und gol abri, die ich im folgenden getrennt<br />

voneinander beschreiben möchte.<br />

13.3 Die Bautechnik im Nordosten– gol abwal<br />

Im Nordosten und Nordwesten des Sa Gebietes, in den Dörfern Farsari, Rantas,<br />

Ponof und Rangusuksu, läßt sich eine Methode des Turmbaues beobachten, die<br />

ich für die ältere Technik halte. Betrachten wir die wichtigsten Details: wenn die<br />

oben geschilderte Grundkonstruktion steht, kann man daran gehen, dieses „Skelett“<br />

aus Stützpfeilern nach und nach innen und außen durch horizontal angebrachte<br />

Stämme zu ergänzen, die weitgehend im 90° Winkel zu den vertikalen<br />

Grundpfosten befestigt werden und der Konstruktion erst ihre Stabilität verleihen.<br />

Der Turm wird so nach und nach erweitert und wächst langsam in die Höhe,<br />

während seine Breite und Tiefe vom Fundament bis in die Spitze nur unwesentlich<br />

abnimmt. Die vertikalen Pfeiler werden mit schmaler werdenden Stämmen,<br />

die man auf einer Länge von etwa einem halben bis einem Meter aneinanderlegt<br />

und dann mit Lianen fest umwickelt, so lange nach oben verlängert, bis<br />

die gewünschte Turmhöhe erreicht ist. So ergibt sich ein Turm, der mehr oder<br />

weniger aus einer 90° Gitterkonstruktion besteht und dessen Breite oben nur geringfügig<br />

schmaler ist als das Fundament (vgl. Abb. 29). Der letzte Schritt der<br />

Bauarbeiten besteht in der Konstruktion der Plattformen und der Sprungbretter,<br />

auf der die Springer stehen oder – ausschließlich beim gol abwal – auch sitzen.<br />

Im Gegensatz zur kollektiven Arbeit des Turmbaus errichtet jeder einzelne<br />

Springer seine Plattform und sein Sprungbrett selbst und übernimmt so auch die<br />

Verantwortung für seine eigene Sicherheit. Die besondere Technik der Plattformherstellung<br />

hat dieser Turmbautechnik auch den Namen gegeben haben.<br />

Abwal bezeichnet zunächst nichts weiter als eine leiter- oder bettähnliche Konstruktion<br />

und bezieht sich auf die Art und Weise, wie Plattform und Sprungbrett<br />

konstruiert sind. 175 Das etwa ein bis anderthalb Meter lange Sprungbrett besteht<br />

aus mehreren Längsstreben und zwei kleinen Querstreben, einer vorne und einer<br />

hinten. Zunächst werden Längs- und Querstreben nur mit einer kleinen Liane<br />

oder mit Rindenstreifen zusammengebunden. Wenn der Erbauer nun weiß, wie<br />

groß es werden wird, kann er sich der Herstellung der Plattform zuwenden, auf<br />

der das Sprungbrett später befestigt wird. Es handelt sich dabei eben um das<br />

„Bett“ (abwal), das wiederum aus zwei etwa anderthalb bis zwei Meter langen<br />

Längsstreben besteht, einer rechts und einer links. Auch diese Längsstreben<br />

werden mit insgesamt vier, etwa vierzig Zentimeter breiten Querstreben zusam-<br />

175 Die Männer aus Bunlap nennen den gol abwal mitunter auch gol isin (Frau) da manche<br />

Springer nicht auf ihren Plattformen stehen, sondern – wie Frauen beim urinieren - hocken<br />

oder sitzen.<br />

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