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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Gol - ein kastom der Sa: Das Mitteilbare<br />

sprüngliche Form des gol nicht die des in Bunlap heute gebräuchlichen gol abri<br />

sei. Vielmehr beschreibt er einen großen (Banyan) Baum, an den ein zweidimensionales<br />

Gestell in Form einer überdimensionalen Leiter (bereti), die einer<br />

90° Gitterkonstruktion gleiche angebracht werde, weshalb die Konstruktion<br />

auch gol bereti heisse. In dieses einfache Gestell seien dann die Plattformen eingebaut<br />

worden. Früher seien die Türme immer und überall so errichtet worden<br />

und auch heute noch würden die Kinder, wenn sie mit kleinen Modellen gol<br />

spielten, manchmal solche gol bereti bauen. Die Konstruktion gleicht, abgesehen<br />

davon, dass sie eben nur zweidimensional ist, dem gol abwal, weil ihre<br />

Querverbindungen, wie die Sprossen einer Leiter, waagerecht sind (vgl. Abb.<br />

34). Allerdings meint auch Bebe Malegel, daß er von den Alten gehört habe, es<br />

seien zu viele Unfälle dabei passiert. Interessant ist auch ein Hinweis von Kiliman,<br />

einem sehr erfahrenen gol Baumeister aus Point Cross. Dieser glaubt zu<br />

wissen, daß es früher die Technik der Sollbruchstelle, wie sie beim gol abri heute<br />

üblich ist, nicht gegeben hat, und daß es deswegen häufig zu Unfällen kam.<br />

Versuchen wir eine Zusammenschau und Analyse dieser Daten, ohne dabei allerdings<br />

zu vergessen, daß alles hier Gesagte nur hypothetischen Charakter haben<br />

kann: möglicherweise begann die technische Entwicklung des gol mit großen<br />

(Banyan-) Bäumen, an die mehrere Plattformen angebracht wurden (gol melala).<br />

Vielleicht hat man diese ursprüngliche Bauweise nach und nach aufgegeben,<br />

weil große Bäume zwar sehr stabil sind, sich jedoch wohl nur selten an passenden,<br />

leicht abschüssigen Stellen befinden. Im übrigen wird es schwierig gewesen<br />

sein, überhaupt entsprechende Bäume zu finden und eine größere Anzahl<br />

von Sprungbrettern an diesen zu befestigen. Statt also ausschließlich einen stabilen<br />

Baum als „Turm“ an sich zu verwenden, hat man diesen vielleicht in zunehmendem<br />

Maße durch eine einfache Holzkonstruktion in Form einer überdimensionalen<br />

Leiter zu erweitern versucht (gol bereti). So könnte man nach und nach<br />

zunächst bis zur heute auch noch gebräuchlichen Form des gol abwal übergegangen<br />

sein. Zwar ist auch dort ein Baum als Hauptpfeiler notwendig, aber dieser<br />

kann kleiner sein und muß nicht mehr den sehr spezifischen Ansprüchen entsprechen,<br />

die man an einen „Sprungbaum“ stellen würde. Außerdem ergibt sich<br />

so der Vorteil, daß man mit dem Bau von derartigen Konstruktionen bezüglich<br />

der Ortswahl weitaus flexibler ist, sie mehr oder weniger überall an abschüssigen<br />

Stellen errichten kann. Andererseits dürften die so entstehenden Türme zunächst<br />

deutlich weniger stabil gewesen sein, als ein tief im Erdreich verwurzelter<br />

Baum. Dieser Umstand könnte erklären, warum sich in der oralen Überlieferung<br />

der Hinweis gehalten hat, daß diese Form des gol gefährlich ist, denn man<br />

kann sich gut vorstellen, daß es anfänglich häufig zu Unfällen kam, weil man<br />

die „neue Technik“ des „Turm“- Springens im Vergleich zum „Baum“-Springen<br />

noch nicht beherrschte. Daß man andererseits nach und nach Erfahrungen mit<br />

der neuen Bauweise gemacht hat, zeigt deren zunehmende Perfektionierung. So<br />

weiß man heute, wie die Verhältnisse zwischen Höhe und Breite des Turmes<br />

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