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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Titel, Magie, Geld, Rhetorik, Mut: Bemerkungen zum Ethos der Sa<br />

Im Gegensatz zu den Männern, werden Frauen nur selten mit ihren Titelnamen<br />

angesprochen. Darüber hinaus fehlt auch die phantasievolle, sehr individuelle<br />

Namensgebung, die bei den Männern gebräuchlich ist.<br />

Abschließen will ich hier einen Punkt betonen, den bereits John Layard 1942<br />

beschrieben hat: Das warsangul System als allseits anerkannte, legitime Form<br />

der sozialen Organisation macht sehr deutlich, daß es in erster Linie das Moment<br />

der Reziprozität, das do ut des ist, das die Gesellschaft im Kern zusammenhält.<br />

Es baut dabei auf verwandtschaftlichen Beziehungen auf, die es gleichzeitig,<br />

durch die Art und Weise, wie die einzelnen Rituale strukturiert sind, reflektiert.<br />

Jolly meint, die Sa hielten dabei die verwandtschaftlichen lo sal Bindungen<br />

für die älteren Verpflichtungen und warsangul für eine neuere Entwicklung<br />

(Jolly 1994a:205). Sie setzt ihre Daten dabei u.a. auch mit denen von Mary<br />

Patterson in Beziehung, die in ihrer Dissertation für Nordambrym zu ähnlichen<br />

Ergebnissen kommt (Patterson 1976,1981). Dort allerdings scheint die rituelle<br />

Ausdifferenzierung bereits weiter fortgeschritten, da man den verwandtschaftlichen<br />

Verpflichtungen im Rahmen des dem warsangul ähnlichen mage Systems<br />

nur noch eingeschränkt nachkommt. Statt eines beide Aspekte verbindenden Rituals,<br />

haben sich hier zwei Rituale herausgebildet, wohl ein weiterer Hinweis<br />

darauf, daß das warsangul System in Pentecost eine rezente Erscheinung darstellt.<br />

12.2 Magischer Einfluß<br />

Nach wie vor zielt ein großer Teil der wirtschaftlichen und politischen Aktivitäten<br />

der Sa Männer auf den Erwerb von möglichst vielen Titeln, weshalb das<br />

warsangul System hier auch an erster Stelle genannt worden ist. Dennoch stellt<br />

es keineswegs die einzige Möglichkeit dar, sich zu profilieren und im Ansehen<br />

der Gemeinschaft zu steigen.<br />

Das Weiterkommen im warsangul System beruht, wie wir gerade gesehen haben,<br />

auf der Leistung des Einzelnen. Damit steht es im Gegensatz zu den loas<br />

Titeln, die auf einige wenige Familien verteilt sind und in der großen Mehrzahl<br />

der Fälle innerhalb dieser vom Vater auf den Sohn vererbt werden. Wir haben<br />

bereits gesehen, daß es im Jahre 2004 in Bunlap einen Yamspriester (loas na<br />

dam – Tho Melsul aus der ta tobol), einen Priester für die Brotfrucht (loas na<br />

beta – Moses Watas aus der ta ran bwelamworp), einen Priester der Kokosnuß<br />

(loas na ul –Watas Tola aus Pohurur) sowie mehrere Priester der Taro gab (loas<br />

na bwet – Chief Bong Molsmok aus der ta lon sie; Chief Meleun Bena aus der<br />

ta remlili sowie dessen Bruder, Chief Telkon Watas, ebenfalls aus der ta remlili).<br />

Ihre Aufgabe ist es, die Erntesaison zu eröffnen sowie die Gärten zu bewachen<br />

und vor bösen Einflüssen zu beschützen. Die Mühen des loas werden während<br />

verschiedener Rituale honoriert, z. B. während der Feiern zur Knabenbeschneidung<br />

taltabwean. Hier dankt man ihm für seine gelungene Arbeit, die allen<br />

eine reiche Ernte beschert hat. Je nachdem, wie üppig die Ernte tatsächlich<br />

ausgefallen ist, erhalten die loas von den am Ritual beteiligten Männern Geld-<br />

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