VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

Prolog
ber während meines ersten Bunlap Aufenthaltes im Jahre 1997. Auch bei späteren
Aufenthalten hat mir der tüchtige Moses stets unter die Arme gegriffen. Moses
hat als juban Schnitzer und Musiker den Ruf eines Künstlers, als Priester
von Brotfrucht und Kokosnuß sowie als begabter Redner ist er auch auf der politisch-religiösen
Ebene einer der kommenden „großen Männer“ Bunlaps. Auch
Chief Warisul darf in dieser Aufzählung der wichtigsten Gewährsleute in Bunlap
nicht fehlen. Als ich ihn im Jahre 1997 kennenlernte, war er gerade zum
Chief von Bunlap avanciert. Obwohl man ihm damals die Führung des Dorfes
zutraute, hat der stille, zurückhaltende Warisul die Gelegenheit, nach der Macht
zu greifen, nie vollständig wahrgenommen. Seine Position ist, aus Gründen, die
wir noch ausführlich analysieren werden, fragil und von der Art Unsicherheit
geprägt, die Intellektuellen im Umgang mit der Macht oft zum Nachteil gereicht.
Warisul ist momentan der wohl bedeutendste Philosoph der kastom Sa. Die Gespräche
mit ihm waren immer eine anregende, willkommene und bereichernde
Erfahrung. 7 Diesen Dreien zuvorderst gilt mein aufrichtiger Dank: für ihre Gastfreundschaft
und die Beantwortung meiner zahllosen Fragen, für die Hilfe bei
schwierigen und langatmigen Übersetzungen aus dem Sa, die Unterweisung in
Regeln der Höflichkeit und Etikette, die Begleitung bei langen und anstrengenden
Fußmärschen kreuz und quer durch Südpentecost und für viele, viele Abende
im mal, bei denen sie ihre Kava freundschaftlich mit mir teilten.
Abb.3: Moses Watas. Bunlap, Nov. 2004 Abb. 4: Chief Warisul. Bunlap, Mai 2002
7 Wenn ich hier den Begriff „Philosoph“ verwende, beziehe ich mich damit v.a. auf Paul Radin
(1957), der meinte, in „primitiven“ Gesellschaften finde sich in etwa die gleiche prozentuale
Anzahl an „Philosophen“ wie in den modernen Industriegesellschaften.
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