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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Die zweite Geschichte des gol: Revitalisierung durch Tourismus<br />

Seit einigen Jahren ist nun Lorang Tho Lala, ein Neffe von Luc Fago, der Organisator<br />

des gol abwal in Rangusuksu. Er hat viele Jahre lang beim Bau von<br />

Türmen mitgearbeitet und sich so alle wichtigen Techniken beigebracht. Lorang<br />

arbeitet zunächst einige Jahre mit Luc Fago und der Agentur „Tour Vanuatu“<br />

zusammen, meint aber, Fagos Geschäfte seien nicht mit rechten Dingen zugegangen.<br />

Oft habe das Geld gefehlt, mit dem er die Arbeiter und Springer hätte<br />

bezahlen müssen und Luc Fago und „Tour Vanuatu“ hätten sich dann gegenseitig<br />

den Schwarzen Peter zugeschoben. Weil er und seine Leute aus Rangusuksu<br />

bzw. Santari und Rantas immer unzufriedener geworden seien beschließt er im<br />

Jahr 2002 die Organisation zur Gänze selbst zu übernehmen und mit "Island Holidays"<br />

zusammenzuarbeiten. Heute überwacht er den Bau des Turmes, heuert in<br />

Rangusuksu, Santari und Rantas die Springer und Bauleute an und verteilt dann<br />

die eingenommenen Gelder selbst, damit alle ihren Anteil erhalten. Allerdings<br />

ist auch er von den üblichen Auseinandersetzungen nicht gefeit. Als er im Jahr<br />

2003 ein gol in Rangusuksu veranstalten will, gibt es vor den Augen der anwesenden<br />

Touristen eine schlimme Auseinandersetzung mit dem Landbesitzer,<br />

Phillip Tho. Dieser verlangt im letzten Moment eine wesentlich höhere Summe<br />

für das Bereitstellen des Bodens auf dem der Turm gebaut ist, als zunächst vereinbart.<br />

Von geplanten zwölf Sprüngen können daher nur zwei durchgeführt<br />

werden, dann muß Lorang seine Gäste notgedrungen zu einem parallel stattfindenden<br />

Sprung von Luc Fago verfrachten, um nicht alle Einnahmen zu verlieren.<br />

Natürlich muß er den größeren Teil seiner Einnahmen mit Fago teilen. Als<br />

er im darauffolgenden Jahr fünf Turmspringen veranstalten will, weiß Luc Fago<br />

dies erfolgreich zu verhindern, so daß Lorang lediglich einen Sprung organisieren<br />

kann. Seit 2004 kooperiert Lorang mit Chief Paul aus Lonoror, der in jüngster<br />

Zeit verstärkt ins gol Geschäft einzusteigen versucht. Im Jahr 2005 will Lorang<br />

zwischen April und Juni wöchentlich ein gol in Lonoror veranstalten. Dabei<br />

sind die Samstage die "offiziellen" Veranstaltungstermine, aber Lorang hält,<br />

auf Anfrage, auch an allen anderen Wochentagen Turmspringen ab.<br />

14.8 Die Gründung der PonWaHa Association in Wanur<br />

Betrachtet man die Geschichte der Kommerzialisierung des gol, so wird deutlich,<br />

daß stets einige wenige Veranstalter davon profitiert haben, die in der Regel<br />

ihre traditionelle Autorität ge- oder mißbraucht haben, um sich selbst zu bereichern,<br />

während der Großteil der Bauleute, Springer und Tänzer bestenfalls am<br />

Rande an den teilweise sehr hohen Einkünften der Veranstalter und Organisatoren<br />

beteiligt waren. In Wanur versuchte Chief Paul Sali sich Anfang der 90er<br />

Jahre von den bislang dominierenden Veranstaltern, Chief Telkon und Luc Fago<br />

zu emanzipieren und veranstaltete im Jahre 1992 ein gol mit „Frank King<br />

Tours“ aus Port Vila. Erbitterter Widerstand von Telkon, so berichtet jedenfalls<br />

Chief Paul Sali, ließ jedoch eine Wiederholung in den Folgejahren nicht zu.<br />

Die Einsicht in die ungerechte Verteilung der Einkünfte veranlaßte den ursprünglich<br />

aus dem Nordosten des Sa Gebietes stammenden Lazare Asal eine<br />

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