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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Funktionen des gol. Versuch einer Analyse<br />

der Kommerzialisierung des gol profitieren. Frauen sind von bedeutenden ökonomischen<br />

Vorgängen ohnehin ausgeschlossen und auch der überwiegende Anteil<br />

der Jungen und Männer verfügt nicht über die organisatorischen und intellektuellen<br />

Mittel, um die ökonomischen Chancen, die das gol bietet, für sich erschließen<br />

zu können. Tatsächlich ist es in den letzten vier Jahrzehnten lediglich<br />

einer handvoll Männern besonders gut gelungen, diese außergewöhnliche Ressource<br />

zu ihren Gunsten zu nutzen. Dabei ist es interessant, zu beobachten, daß<br />

sich darin, wer dies versucht hat, eine gewisse Kontinuität zu manchen anderen<br />

bislang gemachten Beobachtungen zeigt, während in der Art und Weise wie dies<br />

geschehen ist, überlieferte Traditionen und Normen nachhaltig außer Kraft gesetzt<br />

wurden.<br />

Ich habe mehrfach darauf hingewiesen, daß die ta remlili buluim in vielerlei<br />

Hinsicht eine besondere Rolle in Südpentecost spielt. Anfangs eine kleine,<br />

wahrscheinlich vertriebene Minderheit, die, so besagt sowohl der Mythos als<br />

auch die kollektive Erinnerung, von der bwelamwil buluim adoptiert wurde, sind<br />

sie heute zur zahlenmäßig stärksten Gruppe in Bunlap-Bena angewachsen (vgl.<br />

Kap. 10.2). Es ist nicht zu übersehen, daß manche remlili Männer sich anders<br />

verhalten, als die Vertreter der anderen buluim in Bunlap: Sie heiraten, obwohl<br />

dies als anrüchig gilt, signifikant überdurchschnittlich häufig remlili Frauen,<br />

wodurch ein Großteil der beim lo sal auszutauschenden Ressourcen innerhalb<br />

der eigenen buluim verbleibt, was letztlich einen entscheidenden ökonomischen<br />

Vorteil für die remlili buluim insgesamt darstellt (vgl. Kap. 11.3). Ich habe<br />

Pseudomythen beschrieben, die von den remlili Leuten zur Begründung von<br />

Landrechten zu ihren Gunsten konstruiert wurden (vgl. Herkunftsmythen der<br />

buluim von Bunlap und Mythos vom burau in Kap. 9.3; vgl. a. 10.3), jedoch von<br />

den Vertretern anderer buluim, vor allem außerhalb von Bunlap, in der Regel<br />

nicht anerkannt werden. Aus den genannten Gründen sind fast immer remlili<br />

Angehörige beteiligt, wenn es in Südpentecost gravierende Streitigkeiten um<br />

Landrechte gibt (vgl. z.B. den Streit zwischen Bunlap und Ranwas in Kap. 10.3;<br />

oder die Vertreibung von Molbua aus Point Cross in Kap. 18.8). Auffällig ist<br />

auch, daß es von Anfang an remlili Männer gewesen sind, die von der Implementierung<br />

der Chief-Titel durch die Kolonialmächte profitiert haben. Der erste<br />

Chief von Bunlap, Meleun Temat, war ein remlili Mann. Der nächste bedeutende<br />

Chief, Bong Bumangari Kaon, gehörte als Sohn von Meleun Temat ebenfalls<br />

der remlili buluim an. Auf ihn folgte sein Bruder Telkon Watas, ebenfalls remlili.<br />

Telkon wiederum versucht nun seinerseits seit einigen Jahren, seine beiden<br />

Söhne Warisus und Bebe zu seinen Nachfolgern zu machen. Betrachtet man nun<br />

die Geschichte der Kommerzialisierung des gol so wird klar, daß es von Anfang<br />

an remlili Männer waren, die diese Kommerzialisierung betrieben haben. Zunächst<br />

allein Chief Telkon, der heute von seinen beiden Söhnen darin unterstützt<br />

wird. Praktisch alle anderen Männer von Bunlap sind, was die Ausbeutung der<br />

Ressource gol anbelangt, nicht dauerhaft oder nachhaltig in Erscheinung getreten.<br />

Damit wäre nun gesagt, wer in Bunlap versucht, das gol für seine Zwecke<br />

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