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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Gol - ein kastom der Sa: Das Mitteilbare<br />

wurden, in gleichmäßigen Abständen, acht etwa neun bis zehn Meter hohe<br />

Baumstämme von dreißig bis fünfunddreißig Zentimetern Durchmesser aufgerichtet,<br />

je drei in einer Reihe, so daß sich, mit der Palme als zentraler Stütze in<br />

der hintersten Reihe, ziemlich genau ein Quadrat von drei Metern Seitenlänge<br />

ergab. 173 Das Aufrichten ging mit Hilfe von Lianen vonstatten, die an die oberen<br />

Enden der Stämme gebunden wurden. Während zwei Männer die Palme erkletterten,<br />

agierten die übrigen vom Boden aus, und beförderten die Stämme in die<br />

Vertikale. Dabei rutschen die unteren Enden langsam in ein bereits vorher mit<br />

dem Spaten ausgehobenes Loch, das dann, sobald der Stamm aufrecht darin<br />

steht, rasch von allen Seiten mit Erde zugeschüttet wird, die man sorgfältig festtritt.<br />

Jolly meint, die Stämme würden drei bis vier Meter tief in die Erde versenkt<br />

(Jolly 1994a:239). Tatsächlich sind die Löcher höchstens einen bis anderthalb<br />

Meter tief. 174<br />

Die von mir beobachtete Technik das Fundament anzulegen unterscheidet sich<br />

geringfügig von derjenigen, die Muller 1971 beschrieben hat. Hier ist nämlich<br />

von einem Baum die Rede, der in der Mitte des Turmes steht. Um diesen Baum<br />

herum wurden, so Muller, in unregelmäßigen Abständen insgesamt dreizehn<br />

größere Baumstämme von etwas über zehn Metern Länge aufgestellt, die ebenfalls<br />

in einem etwa einem bis anderthalb Meter tiefen Loch im Boden ruhten.<br />

Dabei beobachtete auch Muller eine mehr oder weniger quadratische Anordnung<br />

mit einer Seitenlänge von etwas über vier Metern. Im Vergleich zur astlosen<br />

Palme dienten die nicht entfernten größeren Äste des Baumes hier außerdem<br />

dazu, einigen der zuvor errichteten Stämmen Halt zu verleihen, indem man sie<br />

daran festband. Muller beschreibt, ohne es allerdings näher auszuführen, daß die<br />

Art und Weise, mit der die Löcher in den Boden gegraben wurden, ganz und gar<br />

mit der Technik übereinstimme, die man anwende, wenn „zeremonielle Yams“<br />

gepflanzt würde. Ich kann diese Behauptung nicht bestätigen. Während man für<br />

lange Yams, etwa dam aralis, ein langes schmales Loch mit dem Grabstock<br />

aushebt, das man anschließend wieder mit gelockerter Erde füllt, oder aber freiläßt,<br />

und nur den oberen Teil bepflanzt (vgl. Kap. 10.4), verwendete man bei<br />

den von mir beobachteten Turmbauten moderne Spaten aus Metall, mit denen,<br />

schlicht und ergreifend, passende Löcher gegraben wurden. Selbst wenn zu Mullers<br />

Zeit, Anfang der 1970er Jahre, möglicherweise noch Grabstöcke verwendet<br />

wurden, sehe ich nicht, warum das bloße Ausheben eines Loches sofort den, allerdings<br />

von Muller auch nicht näher kommentierten, Vergleich mit dem Pflan-<br />

173 Diese relativ geringe Größe erstaunt, da der optische Eindruck ein anderer ist. Blickt man<br />

jedoch genauer hin so sieht man, daß die Querverstrebungen nach allen Seiten weit über die<br />

(Grund-) Linie hinausreichen, die sich ergeben würde, wenn man eine Schnur um die äußeren<br />

Stützpfeiler legte.<br />

174 Jolly bezieht sie sich dabei auf eine Passage in Mullers französischem Text, in der es heißt,<br />

die Stämme würden in ein drei bis vier Fuß (also nicht Meter) tiefes Loch versenkt. Ihre<br />

Schilderung beruht also auf einem flüchtigen Übersetzungsfehler.<br />

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