VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

Ordnung von Raum und Zeit
Fall von Yams oder Taro schabt man alle paar Minuten die äußere, verbrannte
Schicht ab und dreht dann die Knolle beim Zurücklegen ein wenig, damit sie
nach und nach von allen Seiten gar wird. Vor allem die Männer, die im mal kochen,
essen nach ausgiebigem Kavagenuß eine oder zwei solcherart geröstete
Knollen, bevor sie schlafen gehen. Obwohl weniger aufwendig in der Zubereitung,
gilt dieses einfache Essen bei vielen als besonders wohlschmeckend.
Fleisch kocht man heutzutage im Topf, oder man gart es im Erdofen bzw. in 30
– 60 Zentimeter langen, grünen Bambusrohren, die man wie einen Topf ins Feuer
legen kann. Auf diese Art gedünstetes Fleisch wird bedeutend zarter als im
Topf und entfaltet, da im eigenen Saft gekocht, ein besonders intensives Aroma.
Den Eigengeschmack der einzelnen Speisen bereichern die Sa lediglich mit zwei
Würzmitteln: süßer Kokosmilch und salzigem Meerwasser. Schon seit vielen
Jahrzehnten wird die Diät der Sa hin und wieder durch importierte Nahrungsmittel
ergänzt, wozu in erster Linie Reis zu zählen ist, der, wenn man ihn sich leisten
kann, viel und gerne gegessen wird. Auch Mehl gibt es manchmal zu kaufen.
Kocht man Reis, wird dieser gerne mit einer Dose Thunfisch in Öl oder
Makrelen in Tomatensauce ergänzt.
Neben dem bereits angesprochenen Wissen über eine Reihe verschiedener Heilpflanzen
verfügen die Sa auch über umfangreiche Kenntnisse über die sie umgebenden
Bäume, Sträucher und Gräser. Sie wissen, welches Holz für den Hausbau
verwendet werden kann, welches für den Bau des gol oder zum juban
Schnitzen heranzuziehen ist. Besonders wichtig ist die Pandanus (Pandanus tectorius),
eine Palmenart aus der Familie der Schraubenpalmengewächse. Pandanus
oder wu wird an geeigneten Stellen bewußt kultiviert, um stets reichlich von
den eßbaren Früchten bzw. den langen, widerstandsfähigen Blättern zur Verfügung
zu haben. Aus Pandanusfasern werden die äußeren, weißen Grasröcke, rahis,
hergestellt, man webt daraus Taschen, Penisbinden oder Matten. Wichtig
sind auch spezielle, lange, grünen Blätter, die ziemlich reißfest sind und sich,
entfernt man zuerst den Stiel in der Mitte des Blattes, hervorragend als Penisbinde
eignen, aber auch für alle möglichen anderen Belange herangezogen werden
können: man schlägt Nahrungsmittel darin ein, um sie vor Schmutz und Insekten
zu schützen und legt sie als „Tischtuch“ auf den Boden oder auf die kleinen
natanbea Tischchen usw..
Zuletzt soll hier von der zweiten, großen Sphäre der Nahrungsmittelproduktion
gesprochen werden, der Schweinezucht. Vor der Einführung von Pferden und
Rindern waren Schweine in Pentecost, wie überall in Melanesien, die größten,
und daher am höchsten wertgeschätzten Nutztiere. Obwohl heute auch in Pentecost
Rinderzucht betrieben wird, die eine vergleichsweise unkomplizierte und
weniger arbeitsintensive Kalorienproduktion ermöglicht, hat sich am hohen
symbolischen, aber auch materiellen Wert der Schweine bislang nichts Wesentliches
geändert. Vor allem in den kastom Dörfern besitzen Schweine nach wie
vor herausragende Bedeutung, nicht so sehr als Proteinressource, aber als das
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