20.11.2013 Aufrufe

VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Glossar<br />

beschrieben worden. Im allgemeinen versteht man darunter die Ablehnung<br />

des Christentums und die Wiederbelebung bzw. das ganz bewußte<br />

Festhalten an regional wichtigen, „traditionellen“ Werten und Bräuchen,<br />

das sich augenfällig häufig schon in der Ablehnung westlicher<br />

Kleidung zeigt. In Vanuatu findet man neben den kastom Sa von Südpentecost<br />

auch in der Gegend von Yakel auf der Insel Tanna eine größere<br />

kastom Gemeinschaft. Ähnlich wie in Bunlap lehnt man auch in<br />

Yakel ganz bewußt westliche Kleidung ebenso wie Schulen und Missionsstationen<br />

ab. Ähnliche, mehr oder weniger rigide Formen von kastom<br />

finden sich auch anderswo in Melanesien. Was kastom im Einzelnen<br />

jeweils bedeutet, läßt sich nur sehr allgemein definieren, weil es<br />

sich von Fall zu Fall sehr unterschiedlich darstellt, es ist aber in jedem<br />

Fall nicht bloß mit dem Festhalten an einer tatsächlichen oder angenommenen<br />

„traditionellen“ Kultur gleichzusetzen, sondern wird selbst<br />

zu einer Ideologie, die Kultur aktiv gestaltet. Somit bezeichnet kastom<br />

zunächst das Betonen, genauso aber auch das Neudefinieren bzw. Erfinden<br />

einer eigenen regionalen, aber auch überregionalen melanesischen<br />

Identität. Dabei werden fremde Einflüsse nicht durchweg abgelehnt,<br />

sondern bestimmte, in den Augen der Agierenden nicht im Widerspruch<br />

zum „Eigenen“ stehende Elemente anderer Religionen und<br />

Kulturen kreativ in das eigene System integriert. Joel Bonnemaison,<br />

einer der besten Kenner Melanesiens und Vanuatus im Besonderen<br />

berichtet, er habe einmal einen hochrangigen kastom Mann gefragt,<br />

was kastom denn eigentlich genau sei. Die schlaue und selbstbewußte<br />

Antwort war: „Ich bin kastom“.<br />

konan<br />

koran<br />

kumilini<br />

Lingus<br />

liulu<br />

loas<br />

{Sa} Eine besondere, heilige Kraft, die in etwa dem entspricht, was<br />

Ethnologen unter mana verstehen. Konan erwirbt man sich einerseits<br />

durch den Aufstieg im warsangul Titelsystem oder andere, allgemein<br />

anerkannte Leistungen. Manche Menschen verfügen über ein hohes<br />

Maß an konan von Geburt an, ohne daß man genau erklären könnte,<br />

warum das so ist.<br />

{Sa} Das letzte Fest im rituellen Jahreskalender. Es besteht aus einem<br />

gemeinsamen Verzehr von in den Männerhäusern gegarten Yamsspeisen.<br />

Es wird gefeiert, wenn die Yamsgärten bestellt und die neuen<br />

Knollen gepflanzt sind. Mit koran wird die „Zeit der Stille“ eingeleitet,<br />

die notwendig ist, damit der Yams nicht beim Wachsen gestört wird.<br />

{Sa} Eine Art Anzahlung auf den Brautpreis, in Form von ein paar<br />

Schweinen und batsi Matten an die Eltern des Mädchens. Sollten diese<br />

es sich anders überlegen und ihre Tochter doch noch an einen anderen<br />

Mann verheiraten, ist die kumilini Gabe zurückzuzahlen.<br />

{Sa} ein bedeutender Kulturheros, dem die Sa, einem typischen „Hainuwele“<br />

Mythos zufolge, das Vorhandensein der Yams zu verdanken<br />

haben (mitunter auch Singit genannt).<br />

{Sa} wildwachsender, eßbarer Farn.<br />

{Sa} Ritualexperte bzw. Priester. Ein Amt, das in der Regel vom Vater<br />

auf den Sohn vererbt wird. Es ist aber auch schon vorgekommen, daß<br />

loas Titel an andere Familien, oder gar an andere buluim weitergereicht<br />

- 403 -

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!