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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Verwandtschaft<br />

lassen hat und so nicht mehr über ihre Arbeitskraft und Unterstützung verfügen<br />

kann. Der WB wird für die Geburtsfähigkeit seiner Schwester und<br />

deren Mühe bei der Erziehung der Kinder bedacht. Wenn man weiterdenkt<br />

ergibt sich der Umstand, daß die Kinder des Mannes im Rahmen ihrer<br />

lo sal Verpflichtungen der gleichen Gruppe gegenüber verpflichtet<br />

sind (hier tsibin, tsin, utnan) wie ihr Vater. Beide müssen also den Angehörigen<br />

der gleichen Frau (Ehefrau bzw. Mutter) lebenslangen Ausgleich<br />

zahlen, ein Muster, das sich häufig über viele Generationen fortsetzt, da<br />

die Gruppe der lo sal Empfänger dem Geber, der für das „Blut seiner<br />

Mutter“ bezahlt, idealerweise auch wieder die nächste Ehefrau geben soll.<br />

3. In einer dritten Kategorie von lo sal Verpflichtungen wird die Richtung<br />

des Gabenflusses umgedreht, diesmal sind es nämlich die tsin (MB), die<br />

den alan (ZS, BSDS etc.) im Rahmen eines mah mas Rituals, das z.B. im<br />

Rahmen einer warsangul Zeremonie abgehalten werden kann, Geschenke<br />

machen, die hier jedoch nicht aus Matten und Schweinen, sondern aus einer<br />

größeren Menge Taro- oder Yamsknollen bestehen. Diese Schenkungen<br />

der eigentlichen lo sal Empfänger an die eigentlichen lo sal Geber<br />

stellen einen Dank dar und sollen den Geber gleichzeitig zu zukünftigen<br />

Zahlungen ermutigen.<br />

Was sind die unmittelbaren Folgen dieser Konstruktion? Zunächst verbindet alle<br />

Männer ausnahmslos die Bürde der lo sal Zahlungen, die eine psychologische<br />

und materielle, Beschränkung männlicher Dominanz bedeuten. Zwar sind die<br />

Empfänger der lo sal Zahlungen auch wieder Männer, dennoch ist den Beteiligten<br />

bewußt, daß es die geheimnisvollen Reproduktionsfähigkeiten der Frauen<br />

sind, die entgolten werden müssen, um das Überleben der Gruppe insgesamt zu<br />

sichern. Auf der anderen Seite verhindert lo sal eine allzustarke Kollektivbildung<br />

der Männer insgesamt, weil diese untereinander immer auch in gebenden<br />

bzw. nehmenden lo sal Abhängigkeiten stehen – ein Umstand, den sie wiederum<br />

den Frauen zu verdanken haben, deren materieller „Wert“ dadurch nachhaltig<br />

gestärkt wird. Layard sieht in der lo sal Konstruktion ein starkes Indiz für eine<br />

nur oberflächliche Patrilinearität der Sa, der in Wirklichkeit ein älteres, matrilineares<br />

Muster zugrunde liegt. Neben den hier genannten Gründen sieht er auch<br />

in dem Umstand einen Hinweis auf seine These, daß der tsin (MB) das ihm geopferte<br />

Schwein nicht selbst nachhause tragen darf. Diese besondere Arbeit muß<br />

vom MB des MB (utnan) verrichtet werden.<br />

„It is clear, then, that the original intention of the rite was the indemnification not of the<br />

mother’s patrilineal clan, but of her matrilineal line of descent, extending through the sacrificer’s<br />

brother, through his mother’s brother’s own mother’s brother, and so backwards, always<br />

on the mother’s side. What has happened is that with existing emphasis on overt patrilineal<br />

descent, the mother’s patrilineal clan has, except in certain instances, ursuped the position<br />

formerly belonging to the matrilineal element only, and it is this that accounts for the inclu-<br />

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