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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Ordnung von Raum und Zeit<br />

Meer hinunter, um den „ganzen Dreck der Yamsernte“ abzuwaschen<br />

und ins Meer zu spülen. „Denn Yams“, so sagen die<br />

Leute in Bunlap, „ist eine starke Kraft. Eine lebendige Kraft,<br />

die wir hier in Bunlap immer noch sehr respektieren.“ Am Tag<br />

nach dieser rituellen Waschung findet dann der juban Tanz<br />

statt. Die teilnehmenden Tänzer, acht an der Zahl, haben sich<br />

eine Zeit lang mit der Hilfe von bestimmten, mir allerdings<br />

nicht genau bekannten, magischen Praktiken auf den Tanz<br />

vorbereitet. Die in ein spezielles Blätterkostüm gekleideten<br />

Maskenträger kommen plötzlich und unvermutet aus dem<br />

Busch und erscheinen auf dem Tanzplatz. Zuerst stecken sie<br />

wildes Zuckerrohr auf den Tanzplatz, dann beginnen sie mit<br />

dem Tanz. Inzwischen sind viele Männer, Frauen und Kinder<br />

aus Bunlap-Bena und sogar aus der näheren Umgebung ebenfalls<br />

auf dem Tanzplatz eingetroffen, um die Masken zu sehen.<br />

Diese tanzen zuerst mit dem Hintern aneinander, je vier Mann<br />

auf einer Seite des Tanzplatzes. Wenn dann die Slit Gong aus<br />

dem Männerhaus getragen wird und man sie zu schlagen beginnt,<br />

drehen sie sich um und stehen einander Gesicht zu Gesicht<br />

gegenüber. Manchmal gehen die Maskenträger auf die<br />

Umstehenden los und schlagen sie mit ihren langen Ruten aus<br />

wildem Zuckerrohr. Diese Wildheit, sowie die teils grimmig<br />

dreinschauenden Masken erinnern daran, daß es ohne den Tod<br />

kein Leben geben kann. Dennoch ist es im Großen und Ganzen<br />

ein fröhliches Treiben, bei dem die Umstehenden lachen und<br />

über die verschiedenen Masken scherzen.<br />

Überaus bemerkenswert ist der Umstand, daß das juban Ritual<br />

nach einer Pause von etwa fünf Jahrzehnten im Jahr 2001<br />

erstmals wieder aufgeführt wurde. Es ist m.E. berechtigt, von<br />

einer ungebrochenen Tradition des Rituals zu sprechen, da es<br />

noch einige ältere Männer gab, die das Wissen über die Vorbereitungen<br />

und die Durchführung besaßen. Das Schnitzen der<br />

juban Masken hingegen, ebenfalls mehrere Jahrzehnte nicht<br />

mehr praktiziert, wurde schon vor etwa zwanzig Jahren wieder<br />

aufgenommen. Der wohl bedeutendste juban Schnitzer Moses<br />

Watas, beschreibt das Ritual mit den folgenden Worten:<br />

„Juban ist die Säule, die alle kastom Tänze eröffnet, die wir<br />

kastom Leute von Bunlap überhaupt kennen und bis heute<br />

verwenden. Juban eröffnet das Jahr und die Zeit der Tänze.<br />

Wenn die Zeit der Tänze beendet ist und dann wieder die Zeit<br />

kommt, wo wir Yams essen, dann öffnet juban wieder alle anderen<br />

kastom Tänze des Jahres. Wenn die juban (-Masken,<br />

T.L.) getanzt hat, gehen bald darauf die Männer in den Wald,<br />

um das Holz für das gol zu schlagen. Nach dem gol sind alle<br />

anderen Tänze offen. Taltabwean ist offen, wenn Taltabwean<br />

getanzt wurde kommt Bilbilan. Nach dem Taltabwean kann<br />

auch Bata getanzt werden.“<br />

(Moses Watas. Bunlap. Oktober 2004.)<br />

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