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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Prolog<br />

Buchten, in stillen Wäldern, unter gewaltigen Banyan Bäumen oder an den<br />

Ufern der vielen kleinen Flüßchen, gab er mir viele wertvolle Hinweise, die er<br />

mir wohl im vertrauten Bunlap so nicht offenbart hätte. Dabei hatten wir jedoch<br />

die explizite Vereinbarung getroffen, daß er mir nichts sagen sollte, was seiner<br />

Ansicht nach „tabu“ war. Im Gegenteil würde ich auf den ersten Hinweis von<br />

ihm sofort meine Fragen einstellen. 4 Ich wollte ehrlich vermeiden, daß unsere<br />

Freundschaft durch meine Forschung Schaden nehmen würde oder er vielleicht<br />

gar den Eindruck erhielte, ich sei nur aus Eigennutz vordergründig freundlich,<br />

während ich eigentlich nur an meine Forschungen dächte und jede sich bietende<br />

Gelegenheit nutzte, um an „geheime“ Informationen zu kommen.<br />

An dieser Stelle muß ich einige grundlegende Gedanken zum Verhältnis zwischen<br />

„Forscher“ und „Erforschten“ einfließen lassen: Während mir der Begriff<br />

„Informant“ für manche – nicht alle – meiner Begegnungen in Südpentecost, zu<br />

sachlich distanziert erscheint, und das Wort „Freund“ Erwartungen weckt, die<br />

überhaupt nur selten eingehalten werden können, halte ich die Bezeichnung<br />

„Partner“ für angemessen. Auch ich selbst wollte mich von den Sa gerne als<br />

Partner betrachtet sehen. Ein Partner ist jemand, mit dem man nicht „befreundet“<br />

sein muß, von dem man aber gerne nimmt und dem man selbst gerne gibt –<br />

und zwar in einem menschlich fairen und ausgewogenen, vertrauensvollen Verhältnis.<br />

Insofern habe ich stets versucht, alle diejenigen, die mir mit teils großem<br />

Engagement geholfen haben, als Partner zu betrachten und zu bezeichnen. Wenn<br />

der Begriff „Informant“ aber doch noch hin und wieder auftaucht, dann deswegen,<br />

weil er sich in unserer Disziplin durchgesetzt hat und in der Tat nicht alle<br />

Informanten zu Partnern wurden. Bebe Malegel ist stets mit großer Ernsthaftigkeit<br />

und der ganzen Würde seiner erstaunlich intakten Kultur sowie seiner außergewöhnlichen<br />

Persönlichkeit mit dieser Situation umgegangen. Er hat seinerseits<br />

stets mit großer Neugier Anteil an meinem eigenen Leben, meiner Kultur<br />

und Herkunft genommen. Der Austausch zwischen uns war gleichberechtigt und<br />

von gegenseitigem Respekt und Neugier geprägt. Vielleicht hat er mir sogar<br />

mehr Antworten auf seine vielen Fragen entlocken können, als ich ihm – was<br />

nur für ihn und für das Selbstbewußtsein spricht, das er und seine Leute gegen<br />

viele Widerstände bis heute aufrecht erhalten konnten. Bebe Malegel kommt aus<br />

der zahlenmäßig größten buluim 5 Bunlaps und zählt einige bedeutende Männer<br />

zu seinen Vorfahren. Ohne sich in den Vordergrund zu spielen gilt er, obwohl<br />

erst knapp vierzig Jahre alt, als Chief 6 , dessen Wort Gewicht hat. Ein anderer<br />

Partner, der hier Erwähnung finden muß, ist Moses Watas. Er war mein Gastge-<br />

4 In der Tat hat sich eine solche Situation einige Male ergeben.Vgl. dazu z.B. Kap 9.2<br />

5 Buluim ist der Sa Begriff für „erweiterte Hausgemeinschaft“. Diese zentrale Verwandtschaftskategorie<br />

werden wir in Kap. 11 sehr genau behandeln.<br />

6 Der Begriff „Chief“ muß mit großer Vorsicht gebraucht werden, da es bis zum Eintreffen<br />

der Europäer keine hereditäre Macht bei den Sa gab. Weiter unten wird daher ausführlich erläutert,<br />

weshalb es heute jedoch berechtigt ist, von „Chief“ zu sprechen und wie der Begriff<br />

verstanden werden muß.<br />

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