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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Gol - ein kastom der Sa: Das Mitteilbare<br />

den Turm, sondern auch, was die Konstruktion der Sprungbretter anbelangt.<br />

Beim gol abri fehlt nämlich die Plattform der abwal Struktur, während die Konstruktion<br />

des Sprungbrettes selbst weitgehend gleich bleibt, dieses mit einer<br />

Länge von anderthalb bis zwei Metern allerdings um etwa ein Drittel länger ist.<br />

Dies aus gutem Grund, denn während beim gol abwal die Plattform in den Turm<br />

eingebaut wird, ist es hier das Sprungbrett selbst, da die Plattformkonstruktion ja<br />

fehlt. Statt dessen wird das Sprungbrett mittels der Hilfe dreier Stäbe, die von<br />

der Spitze des Sprungbrettes schräg nach unten weisen, wo sie fest mit dem<br />

Turm verbunden werden, in der Waagerechten gehalten. Die Abstrebungen wiederum<br />

fungieren, ähnlich wie die Querstreben der Plattform beim gol abwal, als<br />

Sollbruchstelle. Wenn sich die Liane des Springers nach dem Sprung strafft,<br />

werden sie belastet und brechen, so daß das Sprungbrett nach unten wegklappt<br />

und schließlich, da der hintere Teil ja fest mit dem Turm verbunden ist, in einem<br />

Winkel von ca. 30° bis 45° zum Turm hängenbleibt. Es liegt auf der Hand, daß<br />

die Wahl des Durchmessers dieser Sollbruchstellen sich nach dem Gewicht des<br />

Springers zu richten hat. Sind sie zu schwach, ist die den Aufprall abfedernde<br />

Wirkung zu gering. Sind sie zu stark oder brechen möglicherweise gar nicht,<br />

wird der Schock beim Straff-Kommen der Sprunglianen gefährlich stark spürbar.<br />

Es muß hier noch erwähnt werden, daß bei beiden Formen des gol auch die<br />

Auswahl und das Anpassen der Lianen einen besonders wichtigen Schritt darstellen,<br />

denn schließlich hängt davon ja die Sicherheit der einzelnen Springer<br />

maßgeblich ab. Ich konnte beobachten, daß immer ältere, erfahrene Springer die<br />

Jüngeren hierbei unterstützen. Oft sind es die Väter oder andere ältere Verwandte,<br />

nicht selten aber auch im gol erfahrenere Freunde. Feste Regeln scheint es<br />

hier nicht zu geben. Auch hier gilt, daß die Lianen weder zu dünn noch zu dick<br />

sein dürfen, da sie sonst entweder reißen, oder aber die Beine des Springenden<br />

gefährlich verdrehen. Lianen sind nicht gerade gewachsen, sondern, ähnlich wie<br />

ein Korkenzieher, in sich verdreht. 178 Ist eine Liane im Verhältnis zum Körpergewicht<br />

des Springers zu dick dimensioniert und weist überdies einen stark in<br />

sich verdrehten Wuchs auf, so kann es passieren, daß sie diese gespeicherte<br />

Energie bei der plötzlichen Belastung des Aufpralls schlagartig in Form von einer<br />

oder gar mehreren Drehungen abgibt, was im schlimmsten Fall dazu führt,<br />

daß der Springer sich die Beine bricht. Beim Bau sowohl von gol abwal als auch<br />

von gol abri befinden sich während der Bauphase stets zwischen fünf und zehn<br />

Männern im Turm, um die immer dünner und leichter werdenden Stämme und<br />

Äste nach oben durchzureichen, wo sie dann, unter dem kritischen Blick der am<br />

Fußende des Turmes stehenden, mitunter Korrekturen hinaufrufenden Baumeister,<br />

eingepaßt und befestigt werden. Wenn der Turm eine gewisse Höhe erreicht<br />

hat, beginnt man, ihn mit speziellen Lianen (aulini) an umstehenden<br />

Bäumen zu verspannen, um seine Standfestigkeit noch weiter zu erhöhen. Um<br />

178 Diese Drehung im Wuchs ist bei vielen Kletterpflanzen zu beobachten. Sie ermöglicht es<br />

ihnen, sich an anderen Pflanzen oder Gegenständen etc. hochzuziehen, um an lebensnotwendiges<br />

Sonnenlicht zu gelangen.<br />

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