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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Titel, Magie, Geld, Rhetorik, Mut: Bemerkungen zum Ethos der Sa<br />

26. Ban<br />

molban<br />

27. Biri<br />

auch<br />

Sidabagan<br />

oder<br />

Molbua<br />

Die Zeremonialkonstruktion für ban molban ähnelt derjenigen für ban<br />

lusban, allerdings darf sich der Initiand diesmal nach den ersten Tänzen<br />

an den Armen und an den Beinen, mit einem ban Band schmücken, das in<br />

diesem Fall aus walu mol besteht, woher der Titel auch seinen Namen hat.<br />

Die Anzahl der zu opfernden Schweine entspricht ban lusban.<br />

Erworbenes Privileg: Tragen eines besonderen Bandes & neuer<br />

Name<br />

Dieser Titel stellt Abschluß des warsangul Systems dar. Es gibt heute<br />

niemanden mehr, der ihn trägt. Er ist in der Tat so selten, daß sich nicht<br />

einmal die Alten daran erinnern können, daß irgendwer einmal diesen<br />

Titel erworben hätte. Auch der Name ist unklar. Jolly meint, biri beziehe<br />

sich auf bir die Blüte des Apfelbaumes (Jolly 1994a: 191). Ich halte folgende<br />

Herleitung für wahrscheinlicher: sidabagan ist die Bezeichnung für<br />

einen alten, weitverzweigten Baum mit vielen Ästen und Blüten. Dies<br />

könnte eine symbolische Anspielung darauf sein, dass dieser Mann alle<br />

anderen Männer übertrifft, daß alle anderen in seinem Schatten stehen.<br />

Seine Nachkommen sind so zahlreich wie die Äste des Baumes. Sie alle<br />

kommen, um ihm Schweine zu bringen (ma biri ma: alle kommen mit<br />

Schweinen, alle kommen), was eine Anspielung darauf ist, daß von Kindern<br />

erwartet wird, daß sie ihre Väter mit der Gabe von Schweinen unterstützen,<br />

wenn diese einen wichtigen Titel erwerben wollen. Der Preis für<br />

diesen Titel ist astronomisch hoch, der Initiand muß einhundert Schweine<br />

auf dem Tanzplatz keulen und deren Fleisch verteilen. Lebende Schweine<br />

werden hingegen nicht gegeben, da dieser Titel, ähnlich wie wot, nicht<br />

von einem lebenden Menschen, sondern von Barkulkul (Gott) gekauft<br />

wird. Es liegt auf der Hand, daß es einem einzelnen Mann nicht gelingen<br />

kann, einhundert Schweine aus eigener Kraft zu erwirtschaften. Vielmehr<br />

ist er darauf angewiesen, daß ihm Familienmitglieder, Verwandte und<br />

Freunde in einem Ausmaß helfen, das eigentlich über die allgemeine Vorstellungskraft<br />

hinausgeht. Über das Ritual selbst, und die notwendige Ritualstruktur,<br />

herrscht allgemeine Unklarheit, wenngleich Jolly behauptet,<br />

die Struktur ähnele derjenigen für takuru. 150 Da, meinen Daten, zufolge<br />

takuru aber kein eigener Grad ist, darf diese Auslegung bezweifelt werden.<br />

Da es seit vielen Jahrzehnten kein biri Ritual mehr gegeben hat wird<br />

man bei einer zukünftigen Durchführung wohl auf Bestandteile anderer<br />

Titelrituale zurückgreifen, die im Kern ja ohnehin immer aus den gleichen<br />

Elementen bestehen. Chief Telkon meint, im Gegensatz zu den hier vorgestellten<br />

Überlegungen, der Name dieses letzten Titels sei molbua<br />

(Schwein mit walu mol), ich teile diese Ansicht nicht, molbua ist vielmehr<br />

ein gebräuchlicher warsangul Name für einen Mann mit mol Titel (s.u.).<br />

Erworbenes Privileg: neuer Name & Neubeginn des Zyklus!<br />

Tafel 11: Beschreibung der männlichen warsangul-Titel<br />

150 Tatsächlich beschreibt Jolly mit butumwil noch einen weiteren Titel, der takuru ähnlich<br />

sein soll, jedoch gänzlich in Vergessenheit geraten ist.<br />

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