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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Ordnung von Raum und Zeit<br />

nes Vordach vor Wind und Regen geschützt ist. Dem Mann hingegen gebührt<br />

der Platz am Kopfende des Hauses.<br />

Mittelpunkt sowohl des männlichen als auch des weiblichen Bereiches sind die<br />

jeweiligen Feuerstellen. Hier wird gekocht, geredet und gestritten, werden<br />

Handarbeiten verrichtet, Spiele gespielt oder gesungen. Das Essen wird im Erdofen<br />

zubereitet oder aber in schweren Aluminiumtöpfen, die auf Steinen oder<br />

alten Dosen direkt über dem Feuer stehen. Selten bringt man mehr als eine oder<br />

zwei Tagesrationen an Bananen, Früchten, Gemüse oder Taro aus den Gärten.<br />

Andernfalls würden die Vorräte schlecht und zögen in zu großem Masse Ratten<br />

und Mäuse an, die ohnehin schon eine ständige Plage darstellen. Aus diesem<br />

Grunde finden sich in jedem Haus geflochtene Körbe, die von der Decke herabhängen<br />

und in denen aufbewahrt wird, was eßbar oder sonstwie wertvoll ist. Die<br />

einzige Ausnahme bildet der Yams. Anders als die leicht verderbliche Taro, die<br />

man zu jeder Jahreszeit pflanzen und ernten kann, wird Yams nur einmal im<br />

Jahr geerntet und kann für mehrere Monate eingelagert werden. Vor allem in<br />

den ersten Wochen direkt nach der Yamsernte sind die dunklen hinteren Ecken<br />

der Kochhütten daher häufig angefüllt mit den begehrten Knollen, denn nicht<br />

jeder kann es sich leisten, dem Yams eine eigene Vorratshütte zu bauen. Nahe<br />

bei den Feuerstellen ist stets ein Steinhaufen aufgeschlichtet, unverzichtbares<br />

Hilfsmittel bei der Zubereitung von Mahlzeiten im Erdofen. Um die glühenden<br />

Steine bewegen zu können, benötigt man etwa anderthalb bis zwei Meter lange,<br />

kräftige Stöcke, die auf etwa der Hälfte der Länge in der Mitte gespalten werden.<br />

Sie dienen als eine Art Zange, mit der Steine wie mit einer überdimensionalen<br />

Pinzette gegriffen und bewegt werden können. Auch alte Palmwedel finden<br />

sich in jeder Hütte, auf Ihnen kann man sich nahe beim warmen Feuer ausruhen<br />

und muß so nicht auf dem nackten, aus gestampfter Erde bestehenden Boden<br />

liegen. Überdies sind getrocknete Palmblätter ausgezeichneter Zunder, während<br />

die verholzten Stiele langbrennende Fackeln abgeben, die notwendig sind, will<br />

man nach dem nachbarschaftlichen abendlichen Schwatz in mondloser, stockdunkler<br />

Nacht den Weg zurück ins eigene Haus finden, ohne sich auf den spitzen<br />

Felsen, auf denen Bunlap-Bena errichtet ist, das Genick zu brechen. Unverzichtbar<br />

in jeder Hütte ist schließlich das Feuerholz, das alle paar Tage aus dem<br />

Wald geholt wird. Oft lagert man es links und rechts neben dem Eingang, unter<br />

dem Vordach oder aber in einer Ecke des Hauses, nahe beim Feuer. Mitunter<br />

finden sich in den Häusern wassergefüllte Bambusrohre dessen Öffnungen mit<br />

Blättern verschlossen werden, oder Fischernetz-Bojen aus Hartplastik. Diese<br />

unverwüstlichen Plastikkugeln von ca. 45 cm Durchmesser werden immer wieder<br />

einmal angeschwemmt und stellen überaus begehrte, wertvolle Fundstücke<br />

dar. Entweder bohrt man ein Loch hinein und erhält dann ein verschließbares<br />

Gefäß, oder man zerteilt sie in zwei gleichgroße Hälften, um zwei extrem stabile<br />

Schüsseln zu bekommen. Beides dient zum Transport oder zur Aufbewahrung<br />

von Wasser. Außerdem finden sich ein, zwei Plastikeimer, ein paar roh zusammengezimmerte<br />

Hocker oder kleine Baumstümpfe als Sitzgelegenheiten. In der<br />

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