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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Ordnung von Raum und Zeit<br />

chen, schwarzen, feuchten Böden des Hochlandes. Dies ist auch der Grund,<br />

weswegen diese Arbeit häufiger von Männern als von Frauen ausgeführt wird.<br />

Wenn das Loch bereitet ist, werden, je nach Sorte, eine oder mehrere kleine<br />

Yamswurzeln hineingelegt, die dann mit fein zerbröselter Erde bedeckt werden.<br />

Nach vier bis sechs Wochen, wenn die Wurzeln begonnen haben, Schößlinge<br />

auszubilden, steckt man den etwa zwei Meter langen Stil des wilden Zuckerrohrs,<br />

lat, neben das Pflanzloch, an dem sich die jungen Schößlinge dann emporranken<br />

können. Nach zwei, drei weiteren Wochen, wenn sich erste Ranken<br />

um den lat gewunden haben, steckt man auch dessen anderes Ende in die Erde,<br />

die somit einen stabilen Bogen bilden. Wieder zwei bis drei Wochen später jätet<br />

man das Unkraut, das sich seit der Rodung gebildet hat. Im Gegensatz zu den<br />

Tarogärten wird jedoch nur ein einziges Mal gejätet. Es gibt mehrere verschiedene<br />

Yamsarten, deren Anbau sich teilweise erheblich voneinander unterscheidet<br />

(vgl. Kap 9.1). Für bestimmte Feste benötigen die Männer große, lange<br />

Yams, etwa dam bi oder dam aralis, die aufgrund ihrer Größe und ihres ästhetischen<br />

Wuchses besonders prestigeträchtig sind. Um ein ungehemmtes Wachstum<br />

dieser Wurzeln zu erzielen, muß ein besonderes, etwa anderthalb Meter<br />

tiefes Loch ausgehoben werden. Der Aushub wird dann sorgfältig mit den Händen<br />

zerbröselt und anschließend wieder vorsichtig in das Pflanzloch gefüllt.<br />

Steine oder andere harte Gegenstände werden entfernt. Am oberen Ende dieses<br />

Loches wird schließlich der Yams gepflanzt, der sich nun ungehindert seinen<br />

Weg in die Tiefe suchen kann. Eine andere Technik ist noch raffinierter: hier<br />

wird ein schmales, tiefes Loch ausgehoben und nicht wieder mit Erde aufgefüllt.<br />

Vielmehr pflanzt man die Knolle zwischen Holzstäben, die man mit Erde bedeckt.<br />

Sie kann nun rasch und widerstandslos nach unten wachsen und wird<br />

nicht selten einen Meter lang oder noch länger.<br />

Männer wie Frauen stehen im ständigen Wettbewerb darum, wer die schönsten<br />

langen Yams produzieren kann, die umso gelungener sind, wenn sie möglichst<br />

lang und gerade sind, dabei aber nicht zu dünn ausfallen, sondern dick und<br />

schwer werden.<br />

Natürlich darf bei dieser Aufzählung, die neben Taro und Yams wohl wichtigsten<br />

Nutzpflanze nicht fehlen: die Kokosnuß (Cocos nucifera). Ihr Fleisch wird<br />

einerseits roh gegessen, und schmeckt, je nach Reife der Nuß, sehr unterschiedlich.<br />

Vielleicht noch wichtiger als das Fleisch aber ist die daraus gewonnene<br />

fetthaltige Milch, die man zum Kochen der meisten Gerichte benötigt. Neben<br />

Yams, Taro und Kokosnuß stellen Maniok (Manihot esculenta) und Süßkartoffeln<br />

(Ipomea batatas) wertvolle Proteinquellen dar. Die Sa nennen diese beiden<br />

Wurzeln dambouta (Sa für ‚holzige Yams’ - Maniok) bzw. koumala (Bislama<br />

für Süßkartoffel). Beide sind unkompliziert und anspruchslos im Anbau und<br />

können das ganze Jahr über gepflanzt werden. Hinzu kommt noch die Brotfrucht<br />

(Artocarpus altilis), die von den Sa mit dem Bislama Wort pressfrut oder presswud<br />

bezeichnet wird. Verschiedene Arten von Gemüse, etwa ein grünes Blattgemüse<br />

(Brassica oleracea), das die Sa chinere nennen, oder auch eine Art<br />

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