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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Grundlagen der Kulturgeschichte Vanuatus<br />

4. Kurze Einführung in die politische Geschichte Vanuatus<br />

Der portugiesische Seefahrer Pedro Fernandez de Quiros sichtete das Archipel<br />

am 3. Mai 1606 als erster Europäer. Allerdings landete er weder an, noch gewährte<br />

er den Inseln durch die Verleihung eines Namens den Eintritt in die europäische<br />

Geschichtsschreibung. Mehr als 150 Jahre später folgten 1768 Bougainville<br />

und im Frühjahr 1774 gewahrte James Cook auf seiner zweiten Südseereise<br />

an Bord der HMS Adventure westlich von Fidschi die Inselgruppe, der<br />

er nun den Namen „Neue Hebriden“ gab, weil, so sagt man, ihn die Inseln an die<br />

Hebriden vor der Nordwestküste Schottlands erinnert hätten. Bei näherem Hinsehen<br />

ein erstaunlicher Vergleich, denn die schottischen Hebriden sind zumeist<br />

unbewaldete, mit hellgrünen Rasenflächen überzogene Eilande, die optisch mit<br />

den dunkel bewaldeten, schroffen Vulkaninseln Vanuatus nicht viel gemein haben.<br />

Spätestens mit der Namensgebung im Jahre 1774 also, trat das Archipel in<br />

unsere Geschichtsschreibung ein. James Cook nahm erste kartographische Vermessungen<br />

vor, denen zufolge die Inselgruppe etwa 800 Kilometer westlich von<br />

Fidschi bzw. 1500 Kilometer nordöstlich von Australien im südpazifischen Ozean<br />

liegt. Das Archipel besteht aus über 80 Inseln, die sich zwischen 20° - 13°<br />

Süd und 167° - 170° Ost in Form eines etwa 900 Kilometer langen Ypsilon von<br />

NNW nach SSE erstrecken. Die gesamte Landfläche liegt bei etwa 12190 km 2 .<br />

Nach Cooks Besuch vergingen weitere 50 Jahre, ohne daß Europäer weitergehendes<br />

Interesse an den Inseln bekundet hätte. Zu ersten systematischen Kontakten<br />

kam es schließlich in erster Linie durch den Abbau von Sandelholz, der etwa<br />

zwischen 1825 und 1865 betrieben wurde. Als die Bestände so gut wie erschöpft<br />

waren, ließen sich schließlich auch europäische Siedler auf den Inseln<br />

nieder, bald darauf folgten die berüchtigten „Blackbirder“, 23 ab 1839 trafen die<br />

ersten Missionare ein (Adams 1984; Miller 1978). Die französisch-britische Marinekommission<br />

erklärte das Archipel schließlich 1887 zum gemeinsamen Treuhandgebiet<br />

„Neuen Hebriden“, im Jahre 1906 wurde es zum „Kondominium“,<br />

zu einer gemeinsam verwalteten Kolonie. Trotz des hohen Verwaltungsaufwandes<br />

errichtete man eine französische, eine englische und eine gemeinsam verwaltete<br />

Zone. Diese Regelung führte zu vielen Doppelinstitutionen: man schuf<br />

zwei Rechtssysteme mit zwei verschiedenen Polizeikräften, zwei eigenständige<br />

Gesundheitssysteme, drei Verwaltungen, drei Gerichtshöfen, drei Währungen.<br />

Wie in anderen Teilen der Welt auch drängte die Bevölkerung der „Neuen Hebriden“<br />

ab den 60er Jahren des 20ten Jahrhunderts zunächst zu mehr Selbstbestimmung<br />

und später nach Unabhängigkeit. Volle Souveränität erlangte der Inselstaat<br />

am 30. Juli 1980 unter der Zustimmung der beiden europäischen<br />

Schutzmächte. Ein neuer Staat wurde geboren, der den Namen „Vanuatu“ erhielt,<br />

was soviel bedeutet wie „das Land, das sich erhebt“. Der Name war das<br />

23 Weiße Menschenhändler (wörtl. etwa: Amselfänger), die im 19. Jahrhundert etwa 62.000<br />

Melanesier mit oft kriminellen Methoden als Arbeitskräfte anwarben. Vgl. Kap. 6.1 in dieser<br />

Arbeit.<br />

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