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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Gol - ein kastom der Sa: Das Mitteilbare<br />

guten Sprungpositionen könnte nicht ausreichend berücksichtigt werden. Die<br />

übrigen Springer verständigen sich durch informelle, interne Absprachen untereinander<br />

über die Sprunghöhe. So muß man sich z.B. irgendwie einigen, wenn<br />

zu viele Teilnehmer von gleicher Höhe springen wollen. Die obersten beiden<br />

Etagen sind bei erfahrenen Springern besonders begehrt, da alle Beteiligten den<br />

Sprüngen aus dieser Höhe besondere Aufmerksamkeit widmen werden. Beinahe<br />

alle anderen Positionen sind mehr oder weniger für alle übrigen Teilnehmer frei<br />

zugänglich und es kann durchaus sein, daß ein gestandener Mann von vierzig<br />

Jahren nur aus einer Höhe von zwölf Metern springt, während ein Junge von<br />

vierzehn sich eine Plattform in zwanzig Metern Höhe ausgesucht hat. Zuerst also<br />

springen die Allerkleinsten. Ihre Sprungbretter ragen drei oder vier Meter<br />

über dem Erdboden aus dem Turm und da sie noch ungeübt sind, werden ihre<br />

Sprünge meist nicht sonderlich elegant ausfallen. Ein Sprung gilt dann als unschön,<br />

wenn eine Flugphase nach vorne fehlt und der Springer statt dessen mit<br />

den Beinen voran nach unten plumpst. In diesem Fall wird er, wenn die Lianen<br />

straff kommen, abrupt um ca. 180° nach vorne-unten geworfen und schlägt vielleicht<br />

gar mit dem Kopf auf dem Erdboden auf. Dabei kann es geschehen, daß<br />

der Springer sich Kopf und Wirbelsäule verletzt, ein oder beide Beine bricht,<br />

mindestens aber Sehnen und Muskeln empfindlich überdehnt (vgl. Abb. 38).<br />

Um derlei zu verhindern, aber auch um Zeit zu sparen bzw. den jüngsten Springern<br />

ihre „Entscheidung“ abzunehmen, geben die neben ihnen stehenden älteren<br />

Jungen oder Männer den zaudernden Eleven nicht selten nach einiger Zeit einen<br />

beherzten Stoß, so daß diese vornüber vom Sprungbrett fallen. So lernen sie, daß<br />

sie mit dem Kopf voran springen sollen und machen die Erfahrung, daß dies eine<br />

sichere Methode ist. Die Tradition sieht aus gutem Grund vor, die Arme beim<br />

Springen vor die Brust zu nehmen. Verabsäumt der Springer dies, versucht er<br />

gar, den Aufprall mit den Armen abzufangen, sind Verletzungen, Arm- oder<br />

Schulterbrüche, die Folge. Die Liane sollte so bemessen sein, daß der Oberkörper<br />

nicht mit dem Erdboden in Berührung kommt, ausgestreckte Arme hingegen<br />

schon.<br />

Kommt niemand bei einem ungeschickten Sprung zu Schaden, wird herzlich<br />

darüber gelacht. Allerdings steigt die Gefahr, sich beim Springen ernsthaft zu<br />

verletzten, mit dem Gewicht des Springers und der Höhe des Sprunges stetig an.<br />

Deshalb nimmt auch die Anspannung der Tänzer und Zuschauer am Boden mit<br />

fortschreitender Zeit und Höhe zu. Ein gelungener Sprung zeichnet sich dadurch<br />

aus, daß der Springer mit beiden Beinen kräftig von seinem Sprungbrett abspringt<br />

und in einem eleganten Bogen, mit dem Kopf voran und den Armen an<br />

die Brust genommen, möglichst weit nach vorne vom Turm wegspringt (vgl.<br />

Abb. 39). Dadurch wird der Sprung überdies sicherer, auch wenn es auf den ersten<br />

Blick vielleicht nicht so scheint. Weil der Turm aber, wie bereits beschrieben,<br />

auf einem stark abschüssigen Hügel errichtet wird, kommen die Lianen eines<br />

Springers mit weit nach vorne gerichteter Flugphase in einem Moment<br />

straff, wo dieser noch etwa einen oder zwei Meter vom Erdboden entfernt ist.<br />

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