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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Einleitung<br />

speziellen Fall des gol einerseits zum kosmologischen und andererseits zum aktuell<br />

lebensweltlichen Kern des Phänomens vordringen konnte. Sie hält den<br />

Sprung im wesentlichen für ein Ereignis von „therapeutischem Wert“ und vertritt<br />

die Auffassung, daß er in erster Linie der Bestärkung bzw. Zurschaustellung<br />

männlicher Stärke, Gesundheit, Schönheit und sexueller Attraktivität dient. Obwohl<br />

es naheliegend wäre, nimmt Jolly auf Ritualtheoretiker, etwa Turner<br />

(1982; 1989), van Gennep (1906/1986), Staal (1989) oder Humphrey & Laidlaw<br />

(1994) keinen Bezug und stellt auch keine Verbindung zu ähnlichen, um das<br />

Phänomen des Rituals kreisende Fragestellungen in Melanesien her (vgl.f.a. Godelier<br />

1987; Godelier /Strathern 1991). Neben Margaret Jolly hat sich auch der<br />

amerikanische Ethnologe Chuck de Burlo mit dem Turmspringen beschäftigt. In<br />

einem 1996 erschienenen Artikel, der den Titel „Cultural resistance and ethnic<br />

tourism on South Pentecost, Vanuatu“ trägt, behandelt er vor allem den Einfluß<br />

des Tourismus auf das gol (de Burlo 1996). Dabei kommt er, ganz anders als<br />

Jolly, zu dem Schluß, daß die Sa sich als erstaunlich widerstandsfähig gegenüber<br />

drohenden Entfremdungen erwiesen hätten und es der Tourismus nicht<br />

vermocht habe, den Brauch nachhaltig zu verändern. Zum besseren Verständnis<br />

der Veranstaltung selbst bzw. seiner kosmologischen Bedeutung trägt de Burlo<br />

nichts Neues bei, da er sich auf die bereits erwähnten Arbeiten von Jolly stützt<br />

und offenbar selbst keine eigene Feldforschung durchgeführt hat. Schließlich hat<br />

der schwedische Ethnologe und Photograph Anders Ryman das Turmspringen<br />

zuerst in den achtziger Jahren und dann nochmals 1996 beobachtet, dazu Notizen<br />

angefertigt und eine Fotoserie hergestellt, die im Rahmen von Ausstellungen<br />

und in Buchform veröffentlicht wurde 21 . Auch er folgt in seinen Ausführungen<br />

weitgehend Jolly.<br />

21 Thomas Bargatzky machte die Bekanntschaft von Anders Ryman anläßlich eines Feldaufenthaltes<br />

in Samoa Anfang der achtziger Jahre, und auch der Verfasser stand mit Ryman in<br />

Kontakt. Ryman richtete sein Interesse später auf Vanuatu und hat Bargatzky Ende der achtziger<br />

Jahre, über seine Vanuatu Forschung berichtet. Dabei wurde mehrfach auch über das<br />

Turmspringen gesprochen. Inzwischen hat Anders Ryman seine Forschungen und einen Teil<br />

seiner Photographien zum Turmspringen im Internet (aktuell zuletzt 22.03.2004:<br />

http://www.worldandi.com/newhome/public/ 2003/april/cl2pub.asp) veröffentlicht. Auch ein<br />

Kapitel in einem von Ryman veröffentlichten Buch befasst sich mit dem gol. (Ryman 1998).<br />

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