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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Funktionen des gol. Versuch einer Analyse<br />

nem Dorf, z.B. durch den Verkauf von Alkohol und ähnlichen Geschäften, in<br />

jüngster Vergangenheit schweren Schaden zugefügt hat (vgl. Kap. 12.3). Es ist<br />

daher berechtigt, zu sagen, daß Chief Telkon bei der Unterstützung seines Sohnes<br />

keineswegs aus der Überzeugung heraus gehandelt hat, mit der von ihm betriebenen<br />

Wahl Bebes den kastom Gedanken ideell oder die Dorfgemeinschaft<br />

konkret zu unterstützen. Vielmehr hat er vor allem persönliche Interessen an<br />

Bebes, wie auch an Warisus’ Aufstieg. Er würde es schon deswegen gerne sehen,<br />

daß seine Söhne in seine Fußstapfen treten, weil er in seiner neuen Heimat<br />

Port Vila keine tragfähige ökonomische Basis hat, die ihn ernähren wird, sollte<br />

er doch einmal die Kontrolle über die gol Einkünfte verlieren.<br />

Abbildung 53: Wahlzettel mit Namen, Parteisymbolen und Photos der Kandidaten.<br />

Zusätzlich hat jede Partei auch noch eine eigene Farbe, so daß die vielen lese- und schreibunkindigen<br />

Wähler an der Wahl teilnehmen können. Ganz rechts Bebe Telkon, der in dieser<br />

Wahl (2004) für drei Jahre ins PENAMA Provinzparlament gewählt wurde.<br />

19.5 Das Ende des gol Tourismus?<br />

Chief Telkon ist nicht der Einzige, der in den vergangenen Jahrzehnten zu seinen<br />

persönlichen Gunsten agiert und teilweise erheblichen Summen eingenommen<br />

hat, während gleichzeitig eine nachhaltige Entwicklung der Dörfer in der<br />

Region ausgeblieben ist. Luc Fago veranstaltet sechs bis acht gol pro Jahr, die er<br />

reihum von den Mitgliedern des "Council blong Tourism blong Saot Pentikos"<br />

und den jeweils dahinter stehenden Dörfern durchführen läßt. So haben, wie er<br />

sagt, alle Dörfer etwas davon, während er selbst angeblich nur eine Provision<br />

von 15 % einbehält. Die Chiefs in den betroffenen Dörfern sehen das jedoch in<br />

der Regel anders, da niemand genau weiß, so argumentieren sie, wieviel Geld<br />

Fago tatsächlich einnimmt. In Londot führt Luc Fagos Sohn, Eston Fago, die<br />

Sprünge durch. Wann immer ihm von seinen wechselnden Agenten in Port Vila<br />

eine Gruppe Besucher vermittelt wird, läßt er Männer aus Bunlap, Lonbwe oder<br />

Bilaut kommen, die beim Springen, Singen und Tanzen helfen müssen, während<br />

er selbst mit seinen Leuten den Turm errichtet. Auch hier weiß niemand außer<br />

ihm, wie hoch Umsatz und Gewinn tatsächlich sind, und es kommt nicht selten<br />

vor, daß Tänzer oder Springer aus Bunlap oder anderen Dörfern nur einen klei-<br />

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