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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Ordnung von Raum und Zeit<br />

deren Wert sich nur symbolisch, nämlich in den mit diesen Tieren erworbenen<br />

Titeln, adäquat niederschlagen kann.<br />

10.5 Ordnung der Zeit – der jährliche Yamszyklus<br />

Die kastom Sa ordnen die Zeit mit Hilfe des Mondes sowie der Wachstumsphasen<br />

der Yams. Es ist also das Zusammenspiel dieser beiden Parameter, das den<br />

Ablauf des Jahres anzeigt. Die Monde ermöglichen die Einteilung des Jahres in<br />

30-tägige Mondmonate. Während der Tage kurz vor und nach Neumond ist der<br />

Mond „im Meer versunken“. Mit seinem Wiederauftauchen beginnt dann der<br />

nächste Mondmonat. Dieser Mondkalender ist jedoch ungenau und wird stets<br />

mit den im folgenden beschriebenen Abschnitten der Yamsproduktion abgeglichen,<br />

die sich wiederum an den verschiedenen Reifephasen der Yamspflanze<br />

orientieren. 97 Die folgende Beschreibung ist eine Zusammenfassung meiner Daten<br />

im kritischen Vergleich mit Tattevin (1927b), Muller (1975), Jolly (1994a;<br />

1997), wobei sich im Effekt eine leichte Verschiebung nach hinten ergibt. Hatte<br />

z.B. Tattevin noch geschrieben, der ul li tsingtsingan (ul – Sa für: Mond) entspreche<br />

unserem Februar (Tattevin 1927b:410), verorte ich ihn etwa zwei Wochen<br />

später und plaziere ihn zwischen Februar und März.<br />

I. Ul li gom da man (April / Mai)<br />

Dieser Monat ist nach der Yamsernte (gom da man) benannt und eröffnet den rituellen Jahreskalender<br />

der Sa. Der Yamspriester loas na dam geht in seinen Garten und erntet den ersten<br />

Yams des Jahres. Er bringt ihn ins Männerhaus und ißt ihn dort vor den Augen der anderen<br />

Männer um den Erfolg seiner Arbeit zu demonstrieren. Von nun an darf offiziell jedermann<br />

seinen eigenen Yams ernten.<br />

II. Ul li lus (Mai / Juni)<br />

Dies ist der Monat, den Yams zu prüfen. Bestimmte Yamsarten, nämlich diejenigen, die besonders<br />

große, lange Knollen ausbilden, werden auf überflüssige Schößlinge überprüft, die<br />

der Hauptfrucht Kraft wegnehmen könnten und daher möglicherweise entfernt werden müssen<br />

(lus – abschlagen). Diese, und ein paar andere Yamsarten sind noch nicht reif und müssen<br />

noch einige Wochen weiter wachsen.<br />

III. Ul li tauri (Juni / Juli)<br />

Der Mond der Ernte (tauri). Der Yams wird jetzt endgültig geerntet. Diese fröhliche Zeit der<br />

Ernte ist auch die Zeit, das Beschneidungsritual taltabwean zu feiern. Nicht nur der Yams ist<br />

reif geworden, auch die kleinen Jungen kommen zur ersten Reifeprüfung und dürfen von nun<br />

an das Männerhaus betreten.<br />

97 Der Mond braucht 27.3 Tage (der "siderische" Mondmonat) für einen Umlauf von 360<br />

Grad. Diese Zeit ist eine andere als die des „synodischen“ Monats, da eben die Zeit einer<br />

Umdrehung von 360 Grad eine andere ist als die Zeit, die der Mond braucht, um erneut auf<br />

die von der Sonne weggerichteten Seite der Erde zu kommen, da die Erde sich in der Zeit<br />

auch fortbewegt hat. Dies hat dann natürlich auch zur Folge, daß die Mondaufgangs- bzw. –<br />

untergangszeiten, und damit auch Ebbe und Flut, sich ständig ändern<br />

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