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VORWORT DES HERAUSGEBERS - Thorolf Lipp

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Die zweite Geschichte des gol: Revitalisierung durch Tourismus<br />

von Pentecost eine Strafe von 100.000 Vatu und mehreren roten batsi Matten zu<br />

verhängen. Gleichzeitig wurde die Entscheidung gefällt, daß das gol jetzt und in<br />

Zukunft niemals außerhalb von Pentecost aufgeführt werden dürfe. Die Rolle<br />

von Chief Telkon bei diesem Versuch, eine neue Einnahmequelle zu erschließen,<br />

ist undurchsichtig. Chief Warisul beschreibt jedoch, daß Telkon sich letztlich<br />

gegen einen Export der Veranstaltung entscheidet:<br />

„Einmal, als ich gerade in Vila war, hörte ich, daß einige von hier das gol nach Santo bringen<br />

wollten. Es gab ein Meeting mit Chief Telkon, Luc Fago und den Chiefs von der anderen Seite.<br />

Ich bin dann zu Telkon hingegangen und er hat gefragt: „Was gibt es?“ Ich sagte: „Ich<br />

muß Dich etwas fragen. Ich habe gehört, daß darüber gesprochen wurde, daß das gol nach<br />

Santo gebracht werden soll.“ Er hat gesagt: „Ja, deswegen sind wir hier.“ Ich habe gesagt:<br />

„Nein, das werde ich nicht zulassen.“ Er sagte: „ Warum?“ „ Nein“ sagte ich, „ich will es<br />

einfach nicht.“ Ich bin dann zum Mal Fatumauri gegangen, zu Chief Willie Bongmatur, der<br />

damals der Vorsitzende im Mal Fatumauri war. Ich habe gesagt: „Ich möchte, daß Du mir<br />

hilfst, mit dem gol. Ich will nicht, daß das gol von Süd-Pentecost zu andern Inseln in Vanuatu<br />

gebracht wird.“ Und er hat gesagt: „Gut, ich helfe Dir dabei.“ Und er hat mir in dieser Sache<br />

geholfen. Am nächsten Morgen hat er mit Chief Telkon gesprochen und er hat ihm gesagt,<br />

dass er nicht will, daß das gol in Santo aufgeführt wird. Telkon hat ihm dann gesagt, er wolle<br />

es auch nicht. Die anderen würden das nur behaupten, es stimme aber nicht. Er, Chief Telkon,<br />

wolle es gar nicht. Telkon hat gesagt, dass Luc Fago und die Chiefs aus Zentralpentecost es<br />

gerne gesehen hätten, daß das gol in Santo aufgeführt wird. Sie hätten ihn sehr bedrängt, aber<br />

er habe es verboten. Später hat es sogar eine Gerichtsverhandlung gegeben und Telkon hat sie<br />

gewonnen. Noch nicht einmal die Chiefs von Santo wollten es haben, dass unser kastom von<br />

Pentecost nach Santo gebracht würde. Deswegen hat der Richter gesagt: „Chief Telkon, Du<br />

mußt mit deinem kastom auf deine Insel, nach Pentecost, zurückkehren. Im Pentecost dürft ihr<br />

das gol überall aufführen, aber nicht auf den anderen Inseln.“<br />

(Chief Warisul. Bunlap, Mai 2002)<br />

Unübersehbar ist, daß man in den letzten Jahren immer stärker versucht, dem<br />

gol einen modernen „Eventcharakter“ zu verleihen, was sich nicht nur in der<br />

steigenden Zahl der Veranstaltungen, sondern auch in dem Versuch zeigt, das<br />

ohnehin schon beeindruckende Geschehen noch weiter zu steigern: Im Jahre<br />

2002 kam Jean Marc Buleban, ein Geschäftsmann aus Lonoror auf die Idee, nahe<br />

des Flugplatzes einen, offenbar an die alte Form des gol melala erinnernden,<br />

„Twin Jump“ anzubieten, bei dem zwei Springer gleichzeitig von einem Turm<br />

springen sollten. Die Veranstaltung, die mit Lorang aus Rangusuksu als Organisator<br />

geplant war, kam dann allerdings nicht zustande, weil aufgrund wochenlangen<br />

schlechten Wetters keine Flugzeuge auf der völlig aufgeweichten Graspiste<br />

der Insel landen konnten und daher auch keine Touristen gekommen waren.<br />

Im Jahr 2004 hat der gol Tourismus, wieder einmal unter maßgeblicher Einflußnahme<br />

von Luc Fago, eine neue quantitative Dimension angenommen. Über seine<br />

Verbindungen zur South Seas Shipping Association, deren Geschäftsführer<br />

ein Australier ist, den man in Vanuatu unter dem Namen „Captain Claus“ kennt,<br />

gelang es Fago, Kontakte zur Reederei P&O des Kreuzfahrtschiffes „MS Pacific<br />

Sky“ herzustellen. Er überzeugte die verantwortlichen Reiseveranstalter, zweimal<br />

jährlich ein Kreuzfahrtschiff in die Baie Homo zu schicken, wo er ein gol<br />

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