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GEJ - Band 2

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[<strong>GEJ</strong>.02_093,09] Jeder noch so gute Mensch hat mehr oder weniger etwas vonSelbstsucht in seinem Gemüte. Nach dieser seiner Eigenschaft ist er dann auchstets ein Richter seiner Nebenmenschen und rechnet es ihnen schon allzeit amersten und liebsten zu einem Fehler an, wenn sie Handlungen begehen, die mitseiner Selbstnutzungsidee nicht im Einklange stehen. Da aber ein jeder Menschfür sich ebenso ein wenig selbstsüchtig denkt, so kommen auf der Erde nichtsals lauter schiefe Urteile der Nebenmenschheit gegenüber heraus. Diese Schiefurteilebewirken gegenseitig Unzufriedenheiten, nach und nach Ärger, Neid,Zorn und dergleichen moralische Löblichkeiten mehr.[<strong>GEJ</strong>.02_093,10] Wer anders ist hernach schuld an der Verschlimmerung derMenschen als eben die Menschen selbst? Die Lebensmaschine nützt sich dennmit der Zeit auch ab, muß darum von ihrem erhabenen Werkmeister auch vonZeit zu Zeit wieder neu ausgebessert oder dann und wann gar von Grund aus neugestaltet werden.[<strong>GEJ</strong>.02_093,11] Und solch eine totale Ausbesserungszeit scheint nun wieder,nach mehr als fast einem Jahrtausend, dazusein. Darauf werden die Menschenzum besseren Teile wieder auf eine Zeitlang halten; aber für länger als höchstenszweitausend Jahre werden die ausgebesserten Menschen abermals nicht halten,und wir werden jenseits scharfsehende Zeugen sein, daß es also gehen wird, wieich dir's nun gesagt habe!“[<strong>GEJ</strong>.02_093,12] Sagt der Oberste: „Nun, ich gratuliere dir! Du bist ein würdigerJünger deines Meisters! Ich sehe es nun schon, daß ich es vorderhand in derwahren Weisheit mit dir nicht aufnehmen kann. Aber ich werde mir alle Mühegeben, es an der Seite meines lieben Freundes Chiwar in Kürze so weit zubringen, daß ich über dergleichen Dinge mit dir werde Rücksprache führenkönnen; denn mit gegenwärtiger Tempelweisheit in Jerusalem reicht man hiernicht aus, – was eben kein Wunder ist, da die gegenwärtige Tempelweisheitauch nicht weit her ist!“94. — Das Zusammenleben der Freunde des Herrn in Nazareth.[<strong>GEJ</strong>.02_094,01] Als der Oberste lächelnd diese Bemerkung ausgesprochenhatte, brachten ein paar Bürger der Stadt einen Kranken, der viele Jahre schonan der Raserei litt. Da er aber arm war, so getrauten sich die Seinen nicht, sichbei einem Arzte für ihn um Hilfe zu verwenden, und ihn zu Mir zu bringen,getrauten sie sich auch nicht, da bei mehreren Bürgern die böse Sage war: wersich von Mir heilen ließe, der verschriebe seine Seele dem Beelzebub! In einemfast gleichen Geruche stand auch Borus, von dem man sagte, daß er von Mirsolche Stücke des Teufels erlernt habe![<strong>GEJ</strong>.02_094,02] Als darum Borus des ihm schon bekannten Rasenden ansichtigward und seiner ihn hertragenden schwachsinnigen Freunde, so sprach er zuihnen: „Nun, was ist euch denn nun eingefallen, diesen Kranken zu mir zubringen? Was tat er euch denn, daß ihr ihn nun dem Teufel ausliefern wollt?“— 207 —

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