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GEJ - Band 2

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kann nach einer geistigen Bildung auch nicht ein leisestes Bedürfnis haben!Einem hungrigen Magen ist schwer predigen, ehe er nicht Speise und Trank zusich genommen hat. Das ist so meine unmaßgebliche Ansicht. Du, o Herr undMeister, hast wohl ganz recht; denn Du allein kennst Deine Werke ja vollkommen!Aber auch ich glaube nicht ganz unrecht zu haben; denn auch für meineAnnahme spricht die Erfahrung aller Zeiten und Völker.“212. — Die Not als Lehrerin[<strong>GEJ</strong>.02_212,01] Sage Ich: „Wahr und gut, und Ich kann dir durchaus nichtsagen, daß du hier auch nur ein unwahres Wort geredet hast; aber stelle du dieSache auf einem Weltkörper also her, daß alle Menschen ohne ihre besondereArbeit und sonstige Tätigkeit so recht leidlich für den Leib versorgt dastehenund erkennen würden, daß sie sogestaltig ganz ohne Sorgen leben können, – unddu hast in kurzer Zeit deine europäischen Nordvölker allenthalben vor dir![<strong>GEJ</strong>.02_212,02] Deine europäischen Nordvölker aber waren einst in Asien, alsder Wiege des Menschengeschlechtes, ebenso und noch besser mit allemversorgt als nun deine Römer und hatten eine unmittelbare Erziehung aus denHimmeln genossen; und es gab Weise unter ihnen, wie sie bis auf Mich die Erdenicht trug; aber was war die Folge davon? Sie aßen und tranken ganz gemütlich,wurden von Tag zu Tag träger und verfielen von Geschlecht zu Geschlecht inden gegenwärtigen Stand; nun aber in solchem ihrem armseligsten Zustandemüssen sie sich im Schweiße ihres Angesichtes den magersten Unterhalt fürihren Leib verschaffen und sind aber dabei dennoch nicht ganz ohne Weise undLehrer.[<strong>GEJ</strong>.02_212,03] Und siehe, ebensolche ihre Not wird sie nach und nach aufeine Bildungsstufe setzen, die die gegenwärtige Roms bei weitem übertreffenwird in jeder Hinsicht![<strong>GEJ</strong>.02_212,04] Es wäre darum nicht gut, den Menschen also zu stellen, daß erso ganz versorgt wäre dem Leibe nach; denn dann würde er am Ende so trägewerden, daß er sich aber dann auch um nichts mehr kümmern würde. Und diesesBestreben nach der trägen, sorgenlosen Ruhe ist wieder eine Eigenschaft des anund für sich toten Körpers; die Seele, die zum größten Teile ihre formelleKonsistenz sich erst bei gerechter Tätigkeit aus dem Leibe zu schaffen hat,würde in der sorglosen Ruhe des Leibes auch mitruhen, da auch in ihr ursprünglichder Hang zur Untätigkeit überwiegend vorhanden ist.[<strong>GEJ</strong>.02_212,05] Durch die schmerzlichen Bedürfnisse des Leibes aber wird dieSeele zuerst aus ihrer Lethargie geweckt; denn sie fühlt es, daß eine gänzlicheUnversorgtheit des Leibes ihr am Ende mit dem Leibe den Tod brächte. Sie setztdaher in der Not des Leibes alle Hebel in Bewegung und versorgt, so gut esgeht, zuerst den Leib. Da sie aber nun eine große Scheu vor dem Tode hat, sofängt sie dann gar bald an, neben der Tätigkeit für den Leib auch sich mit derForschung des eigentlichen Lebens abzugeben und findet aus ihrer wachgewor-— 462 —

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