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GEJ - Band 2

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Gottes Flammenlicht.“[<strong>GEJ</strong>.02_191,06] Spricht Cyrenius zu Ebahl: „Ist das deine Tochter doch, unddu bist ein Jude; darum ist es zum Erstaunen, daß in ihr so viel von der tiefstenWeisheit steckt! Das kann sie doch nicht binnen etlichen Tagen von demMeister der Meister und noch weniger von dem gewissen Jünglinge gelernthaben!? Denn diese Art Lehrer, obschon höchst selten auf dieser Erde, machenmit dem Unterrichte an uns sterblichen Menschen eben auch nicht zu übergroßeFortschritte! Solches weiß ich aus der Erfahrung bei meinem Sohne Josoe, denzwar ich nicht gezeugt, aber dennoch für alle Zeiten als Sohn angenommenhabe. Zu ihm kommt auch zuweilen so ein Rabbi. So sie aber eine Zeit miteinanderverkehren, da weiß man am Ende wahrhaftig nicht, wer da eigentlich rechthat; denn da haben bei oft sehr verschiedener Meinung am Ende nur zu oft beiderecht. Der ganze Unterricht ist eigentlich nichts als ein Weisheitskampf, auswelchem am Ende beide Parteien als Sieger hervorgehen.[<strong>GEJ</strong>.02_191,07] Mein Josoe ist oft so hitzig gegen seinen mystischen Meister,daß er ihn geraden Weges fortschafft; aber der Meister läßt sich dadurch nichtim geringsten irremachen, behauptet seinen oft mit Händen zu greifendenUnsinn und läßt erst gegen Ende etwas Licht durchschimmern. Und so bin ichder Meinung, daß solches auch der schöne Rabbi bei deiner Tochter tun wird!“[<strong>GEJ</strong>.02_191,08] Sagt Ebahl: „Ja, ja, hoher Gebieter, es ist völlig also. Ich fürmich wenigstens kann daraus nie so recht ganz klug werden, wer da am Endevollends recht hat. Die Sache bleibt zumeist unentschieden. Von irgendeinempositiven Lehren ist da nie eine Rede. Der junge Geist sucht nur irgendeineVerwirrung in die Begriffe des Zöglings zu bringen, und dieser muß sie dannaus sich selbst ordnen, so gut es geht. Von irgendeinem Dareinhelfen ist daschon gar keine Rede, und es bleibt darum am Ende immer etwas Unentschiedenes.Will der Zögling seines Rabbi Einwürfe vollends zunichte machen, so mußder Zögling ihm aber schon mit so nagelfesten Gegeneinwürfen entgegenkommen,daß sich der Rabbi weder nach links noch nach rechts mehr wenden kann.Das ist dann ein Beweis, daß der Zögling vollends recht hat; aber ohne dieerwähnten nagelfesten Gegenbeweise hat der Zögling stets unrecht – und stellteer auch die gerechteste Behauptung auf! Oh, meine Jarah hat ihren Rabbi schonganz entsetzlich in der Schlinge gehabt; er hätte sich am Ende kaum mehr selbstzurechtgefunden, so ihn nicht das Mädchen wieder zurechtgebracht hätte, was erselbst eingestand.[<strong>GEJ</strong>.02_191,09] Wahrlich, die eigentlich himmlische Unterrichtsweise ist oftwirklich höchst sonderbar! Da unterrichtet gewöhnlich der Schüler den Lehrer,und der Lehrer begnügt sich immer sehr, so er von seinem Jünger irgend etwasgelernt hat. Aber die Sache geschieht dennoch stets auf eine wahrhaft himmlischfreundliche Weise, und ich wohne solcher Unterrichtsweise sehr gerne bei; dennman lernt daraus dennoch in einer Stunde mehr als von den Weltrabbis in einemJahre.[<strong>GEJ</strong>.02_191,10] Bei den Weltrabbis ist und bleibt der Zögling leiblich und— 422 —

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